– 03.04.2017

Die Auswirkung der Digitalisierung auf unser Arbeitsleben und ihre Herausforderung

Der digitale Wandel ist heutzutage allgegenwärtig. Wie sich dies auf Menschen, Gesellschaft und Umwelt auswirkt, lässt sich nicht so schnell zusammenfassen. Tatsächlich leben wir bereits längst digital, aber wir nehmen diese Entwicklung nur langsam wahr, da sie allmählich stattfindet und ganz unauffällig in unser Leben vordringt. Ein Beispiel dafür ist der Telefondienst. Seit geraumer Zeit rufen wir die Kunden-Hotline der Banken, Versicherungen, der Telekom und anderer Einrichtungen an und sprechen zuerst mit einem Roboter. Beim Firmenbesuch meldet man sich als erstes beim Empfangsmonitor an, bevor man an die Pforte weitergeleitet wird. Immer mehr Nachrichten, die wir online lesen, werden von Roboterjournalisten verfasst. Beim Autofahren führt uns das Navigationsgerät durch ein Straßennetz. Wir wurden bereits viel früher in die digitale Welt eingebunden, aber das wurde uns erst viel später bewusst.

„Sie sind verbunden!“ – Was bedeutet das denn nun?

Manche von Ihnen können sich bestimmt noch an die erste Generation des Internets (Web 1.0) erinnern, als man sich in ein langsam dahinkriechendes Modem einwählen musste, um online gehen zu können. Aber dann entwickelte sich die digitale Revolution mit blitzartiger Geschwindigkeit. Es folgten Social Media (Web 2.0), dann Cloud-Computing und jetzt die Industry 4.0. Automatisierung und Digitalisierung schaffen neue Geschäfts- und Arbeitsmodelle. Das führt zugleich auch zu einer neuen Zusammensetzung der Arbeitsbedingungen sowie zu einer Verschiebung des Gleichgewichts.

Bislang stand der Mensch im Zentrum der Arbeitswelt. Im digitalisierten Produktionsumfeld ist der Mensch im Grundriss der Wertschöpfungskette gleichwertig mit Anlagen, Programmen und Prozessen. Bei der Positionsverschiebung rutscht der Mensch von der zentralen Rolle auf einen Nebenplatz. Für uns als Faktor Mensch bedeutet dies konkret ein neues Arbeitsverhältnis, das sich von dem bisherigen unterscheidet. Das Verhältnis der Abhängigkeit und Unabhängigkeit zwischen Mensch und Maschine hat sich drastisch verändert. Wir müssen unsere Rolle in der Welt der Digitalisierung erneut wahrnehmen und neu definieren. Unternehmen und Beschäftigte müssen umdenken und sich umstellen.

Abschied von der traditionellen Weltvorstellung

Eines ist klar: Das konventionelle Arbeitskonzept in diesem Umfeld ist nicht mehr zeitgemäß und stellt sogar an manchen Stellen ein Hindernis dar. Die Projekte werden immer komplexer, das Projektteam mit Partnern aus aller Welt besteht oft nur noch virtuell. Die Arbeitsorte, an denen man sich trifft, sind meistens der Bildschirm oder die Telefonanlage. Eine persönliche Begegnung scheint nicht mehr notwendig. Ein Gespräch kann mit Hilfe der neuen Technologie überall und jederzeit stattfinden, unabhängig von der Tages- oder Nachtzeit. Ein Dresscode ist in diesem Zusammenhang auch nicht mehr wichtig. Es kann durchaus passieren, dass der Partner bei einem Gespräch gerade im Schlafanzug ins Bett gehen will oder das Kind des Gesprächspartners mit am Tisch sitzt. Wir haben durch die Technologie mehr Freiraum erhalten, um Arbeit auszuführen. Die Kehrseite dabei besteht darin, dass wir ständig in die Arbeit eingebunden sind. Eine Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben wird immer schwieriger.

In der Tat ist für uns als Beschäftigte an der digitalisierten Arbeitswelt noch vieles neu. In dieser Zeit des Umbruchs herrscht verständlicherweise Unsicherheit am Arbeitsplatz. Wir haben daher die Aufgabe, uns neu zu orientieren und anzupassen. Eine konstruktive Haltung besteht darin, sich aktiv mit den Veränderungen auseinanderzusetzen und dadurch ein Gleichgewicht zu finden.

Eine neue Arbeitsordnung

Wir stehen nun vor der Herausforderung, in der virtuellen Welt effektiv zu arbeiten. Außerdem übernehmen nicht Roboter oder Programme, sondern wir die Verantwortung für den Projekterfolg. Wie kommen wir in der digitalen Arbeitswelt zurecht? Auf welche Einflussfaktoren müssen wir besonderes achten, um richtig handeln zu können? Die Welt der Digitalisierung ist geprägt vom „System“-Konzept. Digitale, mechanische und menschliche Systeme werden vereint. Die neue Arbeitsordnung betont ein offenes System, Anonymität und Vielfalt. Das virtuelle Weltsozialsystem in der Industrie hat also folgende Eigenschaften:

  • hohe fachliche Expertise
  • räumliche Distanz zum Partner
  • geringe Sozialbindung
  • höhere Spannung

Daher sind neben Selbstdisziplin auch hohe Aufmerksamkeit sowie gute Kommunikationsfähigkeit und soziale Kompetenz notwendig, denn trotz aller Hard- und Software arbeiten wir zusammen mit Menschen an einem Projekt. Der Zukunftsmarkt fordert von einer anspruchsvollen Arbeitsqualifikation einerseits fachspezifische Exzellenz, anderseits einen hohen Aufmerksamkeitsgrad hinsichtlich der Dynamik im Projektumfeld sowie große Handlungsflexibilität beim Konfliktmanagement. Daher wird dringend eine neue Arbeitskultur benötigt. Politik und Unternehmen müssen die Beschäftigten darauf vorbereiten und dementsprechend schulen.

Globale Zusammenarbeit lässt sich nicht aufhalten. Da das Fachwissen weltweit einheitlich ist, ist eine interkulturelle Arbeitskompetenz wichtiger denn je. Kultur ist der neue Wirtschaftsfaktor. Wer also zusätzlich zum Fachwissen adäquat mit unterschiedlichen Kulturen umgehend kann, der kann die Zusammenarbeit besser steuern.

 

Fazit

Die letzte Revolution der Arbeit war die Industrialisierung, seither sind dreihundert Jahre vergangen. Wenn wir auch diese Revolution überleben wollen, müssen wir unsere Daseinsberechtigung zwischen 0 und1 (den Grundsteinen des Binärcodes) nachweisen. Unsere neuen Arbeitskonkurrenten sind nicht mehr Menschen, Firmen oder Nationen, sondern Programme und Roboter. Was können wir leisten, wozu diese (noch) nicht fähig sind? Die Lösung ist bei uns selber zu finden. Es sind unsere natürlichen Fähigkeiten wie Neugier, Ideen, Kreativität und ein kritischer Blick, die uns so weit gebracht haben und die uns auch Freude bereiten. Entwickeln Sie sich weiter und entdecken Sie Ihre Potentiale, die von Natur aus einzigartig sind.

Joanne Huang, Taiwanesin (Muttersprachen: Mandarin, Kantonesisch), arbeitete als Bachelor of Business Admin. in der IT-Branche Taiwan und zog 1992 nach Augsburg. Die seit 2001 selbstständige Dipl. Ökonomin gründete das Wirtschaftsbüro Huang+Jaumann. Sie führt bundesweit Seminare durch, Projektberatung, Koordination deutscher und chinesischer Firmen, interkulturelles Training und Coaching. Als Autorin verfasst sie Beiträge über chinesische Mentalität und Verhaltensmuster im Geschäftsbereich.


Joanne Huang, Taiwanesin (Muttersprachen: Mandarin, Kantonesisch), arbeitete als Bachelor of Business Admin. in der IT-Branche Taiwan und zog 1992 nach Augsburg. Die seit 2001 selbstständige Dipl. Ökonomin gründete das Wirtschaftsbüro Huang+Jaumann. Sie führt bundesweit Seminare durch, Projektberatung, Koordination deutscher und chinesischer Firmen, interkulturelles Training und Coaching. Als Autorin verfasst sie Beiträge über chinesische Mentalität und Verhaltensmuster im Geschäftsbereich.


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