Benedict Gross
– 16.03.2017Die Menschen hinter dem Deutschen Project Excellence Award
Der Deutsche Project Excellence Award (DPEA) ist das Flaggschiff in der Projektmanagement Community wenn es darum geht, herausragende Projekte zu identifizieren und zu prämieren. Jedes Jahr im Frühjahr werden dazu Teams von DPEA Assessoren aktiviert, um einige der spannendsten Projekte zu besuchen, die im deutschsprachigen Raum zur Zeit laufen.
Wer sind diese Assessoren für den DPEA und wie werden sie auf ihre Aufgabe vorbereitet?
Prinzipiell gilt beim Deutschen Project Excellence der Grundsatz, dass wir Profis entsenden, die zu Gast sind bei hervorragenden Projekten. Es handelt sich um ein kollegiales Reviewverfahren, ein sogenanntes Peer Review, bei dem je drei bis fünf Experten zusammen ein Projekt unter die Lupe nehmen. Mehrere Reviewer braucht es nicht nur, um die Menge an Informationen zu verarbeiten, sondern auch um ganz unterschiedliche Blickwinkel auf ein Projekt gleichzeitig abdecken zu können.

Vor der Einladung zur Ausbildung für diese Rolle stehen zwei simple Fragen: Was qualifiziert Dich und was motiviert Dich, Assessor für den DPEA zu werden? Wichtig sind einerseits fundierte Kenntnisse des Projektmanagements in der Theorie und andererseits praktische Erfahrung. Genauso wichtig sind aber die persönliche Haltung und die Bereitschaft, dem Projekt auf Augenhöhe, wertschätzend und begeisterungsfähig zu begegnen. Dieser „Style“ unseres gesamten Teams bildet das Rückgrat der DPEA Assessments. Klingt nach Floskeln? Das sagen Teilnehmer des DPEA über ihr Assessorenteam: „Es hat wirklich viel Spaß gemacht! Besonders auch der Austausch mit den Assessoren, die sehr bemüht waren, die Exzellenz unseres Projektes herauszuarbeiten.“ Und befragt nach Adjektiven, wie sie den Kontakt mit den DPEA Assessoren empfunden haben: „zuvorkommend, offen, professionell, klar auf den Punkt gebracht, anerkennend“ und „freundlich, respektvoll, zielorientiert, gewinnbringend, kompetent“.

Ein weiteres Geheimnis der DPEA Assessments ist die Vielfalt der fachlichen Qualifikationen und Persönlichkeiten, die sich in einem Assessorenteam begegnen. Im Pool der DPEA Assessoren finden sich beispielsweise Ingenieure und Betriebswirte, Sozialwissenschaftler und Physiker, Informatiker und Kaufleute, viele davon haben Zertifizierungen nach IPMA, PMI, PRINCE und andere. Etwa ein Drittel der Assessoren sind Frauen und auch wenn die meisten DPEA Assessoren beruflich auf Senior-Level eingeordnet werden können, war die jüngste DPEA Assessorin zum Zeitpunkt ihres Einsatzes 25 Jahre alt. Die Berufsfelder teilen sich in drei Säulen: Praktiker mit operativer oder strategischer Projektverantwortung, Berater und Analysten, sowie Forscher, Dozenten und Trainer. Es ist diese Vielfalt und die Ausgewogenheit der Hintergründe, die bewusst gefördert und eingesetzt wird, wenn es um das Review eines Projektes geht. Ein vollständiges und faires Bild ergibt sich erst aus verschiedenen Blickwinkeln. Je variantenreicher die Teams besetzt sind, desto reichhaltiger ist der Feedbackbericht, den jedes Projekt nach seinem Assessment erhält.
Inhalte der Assessorenschulungen sind deswegen hauptsächlich der Prozess der Projektbewertung, hilfreiche Argumentationsmuster und Teamprinzipien, sowie auch einige Techniken für die Interviewführung beim Vor-Ort-Besuch. Für die Aufrechterhaltung der Qualifikation und das Wissen um den State-of-the-Art im Projektmanagement sind die Assessoren jeder für sich im Alltag verantwortlich. Dass sie diese Kompetenzen im Rahmen des DPEA Prozesses dann bündeln und auf ein individuelles Projekt fokussieren können, das ist Ziel der zweitätigen Grundausbildung für jeden neuen DPEA Assessor.
Auch im Jahr 2017 haben wieder zwei Grundausbildungen stattgefunden. Mit ca. 80 Assessoren ist der Pool nun gut aufgestellt und deckt eine Bandbreite an Kompetenzen und Persönlichkeiten ab, die ihresgleichen sucht.


Angesichts des hohen qualitativen Levels, auf dem die Projektassessments durchgeführt werden, wird oft übersehen, dass der DPEA ein rein ideelles Produkt der GPM ist und die Assessoren ein Ehrenamt bekleiden. Durch die Identifikation von neuen Ansätzen und hervorragenden Leistungen im Projektmanagement, ihre Sicherung und Verbreitung dient der Award kardinalen Zielen der GPM als Fachgesellschaft.
Und in der Rolle des Assessors liegt ein kleines Paradox. Weil diese Aufgabe unbezahlt ist, nur die Reisespesen werden ersetzt, ist das gesamte Team intrinsisch motiviert: Lernen von den Besten – sehen und anerkennen, wo Spitzenleistungen im Projektmanagement vollbracht werden. Das zieht wiederum einen besonderen Schlag von Profis an, die zugewandt, fair und begeisterungsfähig sind. Sie machen sich die viele Arbeit nicht, weil sie müssen, sondern weil sie bereichernd ist und Freude macht. In jedem Assessment wollen sie für „ihr“ teilnehmendes Projekt das Beste rausholen, alle Stärken finden und dokumentieren. Der Aufwand ist enorm: Allein in den Jahren 2015 und 2016 haben die DPEA Assessoren etwa 4.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit investiert. Noch gar nicht eingerechnet sind hierbei die unzähligen Stunden, die zusätzlich von Lead-Assessoren und Programmleitung in den Gesamtbetrieb und die Weiterentwicklung geflossen sind.

Am Ende ist der DPEA ein großes Konstrukt, von dem alle Beteiligten profitieren: Die teilnehmenden Projekte erhalten eine individuelle Würdigung und betreten die Königsklasse im Projektmanagement. Schon alleine das Review, das jedes Projekt dabei durchläuft, hat einen Gegenwert von mehreren Zigtausend Euro und ist auf dem Markt in dieser Tiefe und Unabhängigkeit nicht erhältlich. Die Assessoren lernen bei ihrem Einsatz die Vordenker und Vorreiter im Projektmanagement kennen und setzen sich mit ihrer eigenen Kompetenz auseinander. Sie bekleiden dabei ein Ehrenamt im schönsten Wortsinne. Und die GPM und mit ihr die gesamte Fachöffentlichkeit profitiert von Best-Practice Beispielen für erfolgreiches Projektmanagement direkt und ungefiltert aus der Praxis. Ein guter Indikator für die Fülle und Vielfalt der Einblicke ist die Artikelsammlung, die auf www.gpm-ipma.de/DPEA kontinuierlich weiter wächst.
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