– 13.03.2017

Digitalisierung: wie geht es weiter?

Digitalisierung prägt unsere Zeit wie nichts sonst. Künstliche Intelligenz, riesige Speicherkapazitäten, lernende Systeme – all das machen sich Menschen zu Nutze, um in Kontakt zu gehen, ihren Alltag zu verbessern, Produkte günstiger oder individueller anzubieten, Prozesse zu optimieren oder auch neue Märkte zu erobern. Gerade eben wird bekannt, dass der deutsche Discounter Aldi, der bereits in vielen Ländern mit Ladengeschäften vertreten ist, den chinesischen Markt aufrollen will. Im Gegensatz zu dem in Deutschland bekannten Geschäftsmodell, nämlich mit einer Vielzahl immer gleich strukturierter Geschäfte an strategisch günstigen Stellen die Waren anzubieten, geht Aldi in China den Weg des Onlinehandels. Über eine Tochterplattform von Alibaba werden die Produkte vielen Chinesen zugänglich gemacht, ohne in Geschäfte investieren zu müssen. Diese Taktik scheint für Aldi ungewohnt, aber sie ist smart, denn so ist die Reichweite viel größer. Zudem haben Aldi-Produkte den Ruf eines sehr guten Preis-Leistungsverhältnisses. Da viele Chinesen über die Qualität ihrer Produkte verunsichert sind, dürfte die Strategie von Aldi erfolgreich sein. Anders herum ist Zalando beispielsweise auf der Suche nach günstig gelegenen Ladengeschäften in Metropolen für eine ergänzende analoge Präsenz. Die Kunden werden damit die Möglichkeit eines umfassenden und greifbaren Gesamterlebnisses online und offline haben. Überall im Markt kann man beobachten, dass Unternehmen nicht mehr nur ein Produkt anbieten, sondern ein ganzes Lösungspaket drumrum. Ein Auto soll zukünftig nicht nur fahren sondern auch entertainen. Zukünftig sollen sich Autos miteinander vernetzen. Die (soziale) Vernetzung führt zu neuen Phänomenen wie dem Shitstorm, der Beeinflussbarkeit von Meinungen und auch dazu, dass die Helden unserer Kinder nicht mehr Sportler oder Musiker sind, sondern Youtuber. Jeder hat die Chance es zur Berühmtheit zu schaffen, in dem er Kosmetiktipps geben oder vorführen, wie man am besten durch ein komplexes Onlinespiel durchkommt.

Auf der anderen Seite wirkt Digitalisierung auch bedrohlich. Unser Unbehagen wird besonders spürbar, wenn Maschinen den Menschen ersetzen sollen. Wir denken beispielsweise an die Auswirkung selbstfahrender Züge auf die Zukunft von 20.000 Lokführern in Deutschland. Dort, wo Menschen nicht ersetzt werden können, werden sie zukünftig mehr mit Maschinen zusammenarbeiten, wobei Computer Standardabläufe abspulen und Abläufe sichern. Menschen sollen sich um Notfälle, Ausnahmen oder komplexe Entscheidungen kümmern. Das wiederum stellt hohe Ansprüche an die Fähigkeit der Menschen, mit Komplexität und Dynamik zurecht zu kommen. Sie müssen viel flexibler sein als bisher, stets lernfähig bleiben und ihren Beitrag in der Arbeitswelt immer wieder neu definieren können.

In dieser Komplexität und Dynamik braucht es ganzheitliche Sichtweisen und anwendbare Tools und Strategien für Veränderung. Für die <link know_how fach_und_projektgruppen systemisches_projektmanagement_und_changemanagement.html>Fachgruppe „Systemisches Projektmanagement und Changemanagement“ ist das Thema Digitalisierung daher von besonderer Bedeutung.

Den Auftakt hierzu startete die Fachgruppe bei ihrem vorletzten Treffen im November 2016. 12 TeilnehmerInnen durften zu Gast beim ZDF in Mainz sein und diskutierten dort mit ZDF-Vertretern über die Auswirkungen der Digitalisierung in der Medienwelt. Dort hat es bereits sehr früh begonnen. Die Umstellung auf HD ist beispielsweise schon sehr weit gediehen. Besondere Bedeutung hat für die Medien die zeitliche Entkopplung von Informationen. Früher brachten eine Tagesschau oder „heute“ das Wichtigste vom Tage. Ereignisse wurden in einer linearen Zeitfolge aufgenommen, journalistisch aufbereitet und dann gesendet. Heutzutage informiert sich ein großer Teil der Deutschen über soziale Netzwerke, das Internet oder Apps, wobei sie das zu jeder Zeit tun können. Geschehnisse werden von Privatleuten mit Mobiltelefonen aufgenommen und sofort in den sozialen Netzwerken geteilt. Die Zeit für eine Aufbereitung entfällt. Das stellt die Formate der konventionellen Medien in Frage und die Zeiten einer quasi Monopolstellung sind vorbei. Das bedeutet, dass die Medien neue und andere Formate schaffen müssen. Sie müssen sich intern anders aufstellen und vernetzen, um viel schneller als heute ihre relevanten Ressourcen zusammen zu bringen. Dabei wäre die Qualität eines guten Journalismus wichtiger denn je.

Das alles zeigt, was in Zukunft gefordert sein wird: kein Ausruhen auf dem Status Quo sondern Flexibilität und eine Strategie im Umgang mit Veränderung. Wie Prof. Dr. Helmut Klausing in seinem Vortrag beim Neujahrsempfang in München ausführte, brauchen wir ein „Denken in Systemen und interdisziplinären Zusammenhängen, in Prozessen und Wertschöpfungsnetzen.“ Schon morgen kann auf der Welt ein neues Geschäftsmodell entstehen, das für das eigene Business disruptiv ist. Mit der Beschleunigung des Wandels wird es immer wichtiger, Veränderungen schnell und nachhaltig umzusetzen. Projektmanagement wird ein sehr wichtiges Instrument des Wandels sein.

Digitalisierung in Wirtschaft und Projektmanagement war daher das Motto der letzten Fachgruppentagung im Februar 2017 an der Hochschule Augsburg. Verschiedene Impulsvorträge befassten sich mit Erscheinungsformen und Auswirkungen der Digitalisierung in der Wirtschaft. Anschließend beschäftigten sich die TeilnehmerInnen in Arbeits- und Diskussionsrunden mit Schlussfolgerungen im Umgang mit Digitalisierung.

Sonja Armatowski führte schließlich ein Interaktionsspiel durch, das angeregt und mit viel Spaß in Zweiergruppen ausprobiert wurde. Unmittelbar durften die Teams erfahren, welche Schwierigkeiten in einem Sender-Empfänger-System entstehen können. Auf dieser Basis befassten sich die TeilnehmerInnen damit, welche Aspekte in einer Mensch-Maschine-Kommunikation wichtig sind. Zum Beispiel bekommt „Eindeutigkeit“ eine herausragende Bedeutung in einer Kommunikation, die nicht auf Mimik oder Körperhaltung setzen kann. Das konnten die Gruppenmitglieder live im Spiel erleben.

Die Impulse zur Digitalisierung möchte die Fachgruppe auch an ein breites Publikum weitergeben. Daher werden in den nächsten Wochen die Beiträge der ReferentInnen im GPM Blog erscheinen.

Mehr Informationen über die Fachgruppe erhalten Sie unter systpm@gpm-ipma.de.

Simone Gehr ist Managerin, Business Coach und Buchautorin mit über 20 Jahren internationaler Expertise in Projekt- und Changemanagement in Industrie und Mittelstand. Sie hat langjährige Führungs-, Trainings- und interne Beratungserfahrung im Bereich Global Supply Chain und leitet seit 2014 die GPM Fachgruppe „Systemisches Projekt- und Changemanagement“. Seit fünf Jahren bietet sie im Rahmen von Gehrconsulting Business Coaching für Projektmanager und Führungskräfte an.


Simone Gehr ist Managerin, Business Coach und Buchautorin mit über 20 Jahren internationaler Expertise in Projekt- und Changemanagement in Industrie und Mittelstand. Sie hat langjährige Führungs-, Trainings- und interne Beratungserfahrung im Bereich Global Supply Chain und leitet seit 2014 die GPM Fachgruppe „Systemisches Projekt- und Changemanagement“. Seit fünf Jahren bietet sie im Rahmen von Gehrconsulting Business Coaching für Projektmanager und Führungskräfte an.


Kommentare

* Diese Felder sind erforderlich

Keine Kommentare