– 02.04.2025

Hybrides Projektmanagement mit Struktur: Wie Unternehmen in komplexen Projekten den Überblick behalten

Große Projekte in traditionellen Unternehmen stehen heute unter enormem Druck. Neben hohen Anforderungen an Qualität, Termintreue und Budget kommen volatile Märkte, wechselnde Kundenwünsche und steigender Kostendruck hinzu. Besonders im Großanlagenbau, wo Projekte häufig über 100 Millionen Euro schwer sind, geraten klassische Projektmanagementmethoden zunehmend ins Wanken. Standardisierte Prozesse und hierarchische Entscheidungswege passen nicht mehr zu einer Realität, in der schnelle Reaktion und flexible Zusammenarbeit gefragt sind.

Wenn klassisch nicht mehr reicht

Viele Großunternehmen organisieren ihre Projekte noch immer nach einem prozessorientierten Modell: klar definierte Abläufe, zentralisierte Entscheidungen, wenig Raum für Anpassung. Doch die VUCA-Welt verlangt mehr. Wer heute im Wettbewerb bestehen will, muss flexibel agieren können – ohne die Kontrolle zu verlieren. Hier setzt hybrides Projektmanagement an: Es vereint stabile Rahmenbedingungen mit agilen Prinzipien wie Eigenverantwortung, Kommunikation und iterativem Arbeiten.

Das RVE-Konzept – ein Werkzeug für die Praxis

Im Zentrum steht das RVE-Konzept: Rahmenbedingungen, Vertrauen, Exzellenz. Es bietet eine strukturierte Methode zur Analyse und Weiterentwicklung von Projekten – mit einem besonderen Fokus auf menschliche Faktoren. Statt reiner Tool-Diskussionen geht es um Fragen wie: Versteht das Team seine Rollen? Wie gut funktioniert die Kommunikation? Gibt es Raum für Eigenverantwortung und Entwicklung? Ziel ist es, vorhandene Probleme greifbar zu machen und passende Maßnahmen abzuleiten.

Lernen aus der Realität – ein Projekt mit Hindernissen

Ein konkretes Projektbeispiel zeigt, wie das Konzept in der Praxis funktioniert: 125 Millionen Euro Volumen, 60 Mitarbeitende in vier Ländern, komplexe technische Anforderungen – und trotzdem zunächst in Zeit, Qualität und Budget. Doch unter der Oberfläche zeigten sich deutliche Probleme: unklare Zuständigkeiten, mangelnde Kommunikation, hoher Frust, viele offene technische Fragen. Die Analyse mit dem RVE-Konzept deckte strukturelle Schwächen auf, ordnete sie den drei Handlungsfeldern zu und legte den Grundstein für gezielte Verbesserungen.

Veränderung durch gezielte Maßnahmen

Die Umsetzung folgte in mehreren Schritten. Rahmenbedingungen wurden überarbeitet: klare Rollen, strukturierte Dokumentation, gezielte Schulungen. Gleichzeitig wurde Vertrauen aufgebaut – durch intensive Kommunikation, Coaching und gelebte Fehlerkultur. Teams wurden neu zusammengestellt, Verantwortung übergeben und die Projektstrategie transparenter gemacht. Die Erfolge: Weniger Konflikte, mehr Verständnis, bessere Zusammenarbeit – auch über Standorte hinweg. Entscheidend war die konsequente Einbindung der Mitarbeitenden und das begleitende Coaching.

Was Veränderung wirklich braucht

Ein zentraler Punkt: Der Wandel braucht Zeit – und Führung. Ohne die Unterstützung des Managements scheitert jede Kulturveränderung. Vertrauensbildung, Feedbackkultur und Selbstorganisation lassen sich nicht verordnen, sondern müssen gelebt werden. Das RVE-Konzept hilft dabei, die richtigen Stellschrauben zu identifizieren und daraus realistische Schritte abzuleiten. Es ersetzt keine Risikomatrix, sondern ergänzt klassische Methoden um eine neue Perspektive: den Menschen als entscheidenden Erfolgsfaktor im Projekt.

Was kann ich für mein Projekt daraus lernen?

Hybrides Projektmanagement ist kein theoretisches Modell, sondern ein praktischer Weg, mit den Anforderungen moderner Projektarbeit umzugehen – gerade in klassischen Strukturen. Das RVE-Konzept zeigt, wie man Komplexität strukturieren, Verantwortlichkeiten klären und Teams wirksam entwickeln kann. Entscheidend ist, dass Veränderungen nicht top-down verordnet, sondern gemeinsam gestaltet werden – mit Raum für Lernen, Austausch und Weiterentwicklung. Wer Projekte langfristig stabil und erfolgreich führen will, braucht mehr als Prozesse: Er braucht Vertrauen, Klarheit und Exzellenz.

Zusammenfassung

  • Klassische Projektstrukturen stoßen in volatilen Märkten an ihre Grenzen.
  • Hybrides Projektmanagement kombiniert Kontrolle mit Flexibilität.
  • Das RVE-Konzept analysiert Projekte entlang von Rahmenbedingungen, Vertrauen und Exzellenz.
  • In einem 125-Millionen-Euro-Projekt wurden strukturelle Schwächen identifiziert und gezielt adressiert.
  • Maßnahmen umfassten klare Rollen, Trainings, Coaching und strategische Kommunikation.
  • Eine offene Fehlerkultur wurde etabliert – nicht zur Fehlertoleranz, sondern zum Lernen.
  • Die Rolle der Führung wandelte sich hin zu einer unterstützenden, coachenden Haltung.
  • Teams wurden neu zusammengestellt und eigenverantwortlich gestärkt.
  • Der Veränderungsprozess braucht Zeit, Geduld und Begleitung.
  • Das Konzept ist übertragbar – auf jede Branche, jede Projektgröße.

 

Der Vortrag „Projektanalyse mit RVE: Hybrides Projektmanagement in hierarchischen Strukturen“ von Dr. Markus Talay war Teil des PM Forum Digital am 7. und 8. November 2024 in Hamburg. Mit vier exklusiven Keynotes und über 50 Referierenden präsentierte das PM Forum praxisnahe Lösungen und zukunftsweisende Strategien, die die Teilnehmenden in ihrer Projektarbeit unterstützen und nachhaltig inspirieren. Mehr zur Veranstaltung erfahren Sie hier: https://www.pm-forum.de/pm-forum-digital/

Die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. ist ein gemeinnütziger Fachverband für Projektmanagement. Dieser trägt wesentlich zur Professionalisierung und Weiterentwicklung des Projektmanagements in Deutschland bei und bietet umfangreiche Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung sowie zur Zertifizierung im Projektmanagement.


Die GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. ist ein gemeinnütziger Fachverband für Projektmanagement. Dieser trägt wesentlich zur Professionalisierung und Weiterentwicklung des Projektmanagements in Deutschland bei und bietet umfangreiche Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung sowie zur Zertifizierung im Projektmanagement.


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