Matthias Olt
– 05.06.2025Konstruktiv streiten im Projektmanagement: Mit Struktur zu besseren Lösungen
Streiten hat ein schlechtes Image – dabei ist es ein zentrales Werkzeug für gute Zusammenarbeit und innovative Lösungen. In einer Zeit, in der Projekte immer komplexer und dynamischer werden, braucht es mehr als harmonisches Miteinander: Es braucht Räume für den Austausch widersprüchlicher Sichtweisen. Genau hier setzt das Prinzip #take3 an: ein strukturierter Ansatz für konstruktive Streitkultur.
Warum wir wieder streiten lernen sollten
Eine funktionierende Streitkultur bedeutet, Diskussionen offen, respektvoll und zielorientiert zu führen. Sie ist essenziell – nicht nur für unsere Gesellschaft, sondern auch für den langfristigen Erfolg von Projekten. Konstruktives Streiten schafft die Möglichkeit, verschiedene Perspektiven sichtbar zu machen, blinde Flecken aufzudecken und tragfähige Entscheidungen zu entwickeln.
Streit bedeutet in diesem Kontext: Standpunkte klar vertreten, andere Ideen ernst nehmen und gemeinsam bessere Lösungen finden. In einer Umgebung, die stark von Geschwindigkeit, Technologie und Komplexität geprägt ist, wird diese Fähigkeit zum zentralen Erfolgsfaktor. Eine lebendige Streitkultur ermöglicht es, Denkprozesse zu vertiefen, schnelle Einigungen zu vermeiden und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen.
Die Vision hinter der Initiative
Die Vision von #take3 ist es, Streitkultur als öffentliches Gut zu etablieren. Ziel ist es, konstruktive Auseinandersetzungen nicht nur im beruflichen Alltag, sondern auch im gesellschaftlichen Diskurs zu fördern. Streit wird hier nicht als Zeichen von Schwäche oder Unfähigkeit gesehen, sondern als Teil eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses.
In Projekten wird oft unter hohem Zeitdruck entschieden. Genau deshalb braucht es Formate, in denen konträre Meinungen nicht nur erlaubt, sondern erwünscht sind. Denn nur wenn Widerspruch möglich ist, können Schwachstellen früh erkannt und überlegene Lösungen entwickelt werden. Eine gelebte Streitkultur sorgt dafür, dass Projektteams nicht in oberflächlichem Konsens verharren, sondern den Mut zur inhaltlichen Tiefe entwickeln.
Das #take3-Prinzip: Drei Phasen zu besseren Entscheidungen
Der methodische Ansatz von #take3 gliedert sich in drei klar definierte Schritte, die den Weg von der Einzelidee zur gemeinsamen Lösung strukturieren:
1. Einzelgedanken – Vielfalt ermöglichen
In der ersten Phase entwickelt jede beteiligte Person zunächst eigenständig eine Lösungsidee. In dieser Phase geht es darum, die eigene Sichtweise zu reflektieren und ohne Gruppeneinfluss neue Ansätze zu formulieren. Dieser Schritt verhindert vorschnellen Konsens und sichert die Vielfalt der Perspektiven, ein oft unterschätzter Erfolgsfaktor.
Diese Herangehensweise stärkt die Eigenverantwortung im Team und führt häufig zu innovativen Ansätzen, die im Gruppendiskurs gar nicht erst gedacht worden wären. Die Vielfalt der Ideen bildet das Fundament für die anschließende Auseinandersetzung und letztlich für tragfähige Ergebnisse.
2. Konflikt – Reibung zulassen
In der zweiten Phase treten die Vorschläge in den offenen Austausch. In einem respektvollen, aber pointierten Streitgespräch treffen sie aufeinander. Die jeweiligen Ideen werden hinterfragt, diskutiert und weiterentwickelt. Der Konflikt wird nicht als Bedrohung wahrgenommen, sondern als produktiver Reibungspunkt, der Erkenntnisse fördert.
Diese Art der Auseinandersetzung braucht ein gemeinsames Verständnis: Es geht nicht darum, die eigene Idee durchzusetzen, sondern die bestmögliche Lösung zu finden. Die Beteiligten müssen bereit sein, sich argumentativ herauszufordern – immer mit dem Ziel, gemeinsam klüger zu werden. Der Konflikt wird damit zur bewusst eingesetzten Methode der Qualitätssteigerung.
3. Kollaboration – das Beste verbinden
In der letzten Phase werden die besten Elemente der diskutierten Ideen zusammengeführt. Ziel ist es, eine neue, übergeordnete Lösung zu entwickeln – die sogenannte „1+1=3“-Lösung. Es geht nicht um Kompromisse, bei denen alle Beteiligten ein wenig verlieren, sondern um die Entwicklung einer Lösung, die alle Perspektiven integriert und etwas qualitativ Neues schafft.
Ein Beispiel dafür: A will Schwarz, B will Weiß. Im Konflikt zeigt sich: A strebt Eleganz an, B legt Wert auf Sichtbarkeit. Die übergeordnete Lösung? Vielleicht ein elegantes Hellgrau mit gut sichtbaren Akzenten – geboren aus der Auseinandersetzung, nicht aus dem Kompromiss.
Dieser kollaborative Ansatz unterscheidet sich grundlegend von klassischer Kooperation. Kollaboration im Sinne von #take3 bedeutet: Alle Beteiligten sind aktiv eingebunden, denken mit, gestalten mit und tragen gemeinsam Verantwortung für das Ergebnis.
Streitkultur als Motor für Innovation und Qualität
Konstruktives Streiten stärkt das gemeinsame Verständnis und die Qualität von Projektergebnissen. Der kollaborative Ansatz von #take3 basiert auf der Überzeugung, dass alle Teammitglieder aktiv eingebunden sein sollten – nicht nur mit ihrer Meinung, sondern mit ihrer Bereitschaft, gemeinsam zu gestalten.
Das Vorgehen fördert eine Arbeitsweise, in der Konflikte nicht als Störung gesehen werden, sondern als produktiver Teil der Lösungsfindung. Eine lebendige Streitkultur steigert nicht nur die Innovationskraft, sondern auch die Resilienz und das Verantwortungsgefühl im Team. In komplexen, interdisziplinären und dynamischen Projektumfeldern kann sie den entscheidenden Unterschied machen – zwischen oberflächlicher Anpassung und echter Weiterentwicklung.
#take3 als Haltung – nicht nur als Methode
#take3 ist mehr als eine Methode. Es ist eine Haltung. Es geht um die bewusste Entscheidung, Meinungsvielfalt zuzulassen, Reibung auszuhalten und gemeinsam zu tragfähigen Lösungen zu kommen. Diese Haltung steht für eine neue Form der Zusammenarbeit, in der nicht die Harmonie im Vordergrund steht, sondern das gemeinsame Streben nach Qualität und Substanz.
Die Initiative knüpft an eine lange Denker- und Ingenieurstradition an: Der Anspruch, Dinge zu hinterfragen, durchzudenken und weiterzuentwickeln, ist tief in der deutschen Innovationsgeschichte verankert. Diese Qualität droht verloren zu gehen, wenn wir Diskussionen scheuen, Konflikte vermeiden und uns mit schnellen Kompromissen zufriedengeben.
Gerade in einer Zeit, in der Prozesse beschleunigt, Entscheidungen verdichtet und Teams virtuell zusammengesetzt sind, braucht es Klarheit, Struktur und den Mut zur inhaltlichen Auseinandersetzung. #take3 bietet dafür einen gangbaren Weg – ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit klarer Haltung.
05.06.2025 – 10:56
Matthias (Autor)
Hallo Katja, herzlichen Dank für die Veröffentlichung… Mir gefällt der impulstake drei echt gut! Herzlichen Dank für deine professionelle Zuarbeit und liebenswerte Unterstützung, liebe Grüße Matthias