Laterale Führung neu gedacht: Mit Werten zu starker Teamdynamik

Projektmanagerinnen und Projektmanager befinden sich heute in einem Spannungsfeld: Sie sollen Verantwortung übernehmen, Teams koordinieren und Entscheidungen vorantreiben – oft ohne formale Weisungsbefugnis. Diese sogenannte laterale Führung gewinnt in modernen Arbeitsumfeldern stetig an Bedeutung. Doch wie kann man führen, ohne klassisch zu führen?

Ein Ansatz, der zunehmend in den Fokus rückt, ist die wertebasierte Führung. Dabei steht nicht Position oder Hierarchie im Zentrum, sondern der gemeinsame Nenner: die Wertebasis eines Teams. Wer über Werte führt, schafft Orientierung, motiviert intrinsisch und stiftet Sinn – Faktoren, die in der lateralen Führung entscheidend sind.

Warum klassische Autorität nicht mehr ausreicht

Insbesondere in virtuellen und internationalen Teams versagen klassische Führungsinstrumente oft: Kontrolle ist schwerer umzusetzen, Vertrauen entsteht langsamer, kulturelle Unterschiede erschweren die Kommunikation. In solchen Konstellationen kommt es darauf an, durch persönliche Haltung, Kommunikationsstärke und ein glaubwürdiges Wertefundament zu überzeugen.

Psychologische Grundlagen der wertebasierten Führung

Werte entstehen nicht zufällig, sondern entwickeln sich aus Erziehung, Erfahrung und sozialem Kontext. Ein fundiertes Verständnis dieser psychologischen Mechanismen hilft, eigene Führungsimpulse bewusster zu setzen. Ebenso wichtig ist das Wissen über individuelle Persönlichkeitstypen – z. B. anhand des DISG-Modells –, um die Teammitglieder gezielter anzusprechen und einzubinden.

Virtuelle und internationale Teams: Führung unter erschwerten Bedingungen

Digitale Distanz, Zeitzonen, kulturelle Vielfalt – all das stellt Führungskräfte im Projektkontext vor neue Herausforderungen. Hier greifen zentrale Fragen: Wie baut man Vertrauen auf? Wie schafft man Verbindlichkeit ohne direkte Kontrolle? Und wie gelingt Zusammenarbeit trotz räumlicher und mentaler Distanz?

Lösungsstrategien für Führung auf Distanz

Wertebasierte Führung bietet eine Antwort: Sie schafft eine gemeinsame Basis, auf der auch ohne physische Nähe Zusammenhalt entstehen kann. Zusätzlich lassen sich Techniken wie komplementäre Beziehungsgestaltung einsetzen, um unterschiedliche Erwartungen in Einklang zu bringen und Konfliktpotenzial zu minimieren.

Kernelemente wertebasierter lateraler Führung

Die wesentlichen Prinzipien, die eine werteorientierte Führung in virtuellen und internationalen Projektteams erfolgreich machen, lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Klarheit über eigene Werte: Nur wer selbst weiß, wofür er steht, kann glaubwürdig führen.
  • Wertedialog fördern: Teams brauchen Raum, um gemeinsame Werte zu formulieren.
  • Vertrauen aktiv aufbauen: durch Transparenz, Konsequenz und echtes Interesse am Gegenüber.
  • Empathie und Perspektivwechsel: insbesondere in kulturell diversen Teams unerlässlich.
  • Resilienz stärken: sich selbst und andere auch in stressigen Situationen emotional stabil halten.

Selbstreflexion als Führungsinstrument

Ein wichtiger Bestandteil wertebasierter Führung ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Wirkung. Welche Werte sende ich aus – bewusst oder unbewusst? Wie gehe ich mit Ambivalenz oder Widerstand um? Reflexionsübungen, Feedbackschleifen und der Austausch im Team helfen, das eigene Führungsverhalten kontinuierlich zu schärfen.

Resilienz – auch für Führungskräfte ein Thema

Führungskräfte in lateralen Rollen sind häufig besonderen Belastungen ausgesetzt: Sie tragen Verantwortung, ohne formale Macht, und müssen zugleich vermitteln, motivieren und moderieren. Psychologische Stabilität, ein gutes Selbstwertgefühl und ein bewusster Umgang mit eigenen Ressourcen sind hier unverzichtbare Kompetenzen.

Vom Wissen ins Handeln: Integration in den Projektalltag

Wertebasierte Führung lässt sich nicht durch Checklisten implementieren – sie muss gelebt und kontinuierlich gepflegt werden. Deshalb ist es wichtig, konkrete Aktionspläne zu entwickeln, Routinen zu schaffen und die eigenen Werte im Alltag immer wieder sichtbar zu machen – etwa durch klare Kommunikation, konsequentes Verhalten und bewusste Entscheidungen.

Fazit: Führen heißt nicht befehlen – sondern Orientierung geben

Laterale Führung verlangt mehr denn je nach innerer Klarheit, Empathie und dem Mut, Verantwortung zu übernehmen – auch ohne Titel. Wer mit Werten führt, schafft Vertrauen, verbindet Menschen über kulturelle und räumliche Distanzen hinweg und sorgt so für stabile Projektstrukturen in einer komplexen Welt.

 

Dipl.-Wirt.-Ing. Franziska Höhne, PMP, verfügt über 16 Jahre Erfahrung in der internationalen Projektleitung. Sie gibt Einblicke in wertebasierte Führung – auch in virtuellen und internationalen Teams - beim GPM Seminartag am 17. September 2025 im Vorfeld des IPMA World Congress 2025.Mit ihrer Zusatzqualifikation in Psychologie und Change-Management begleitet sie Teams und Führungskräfte auf ihrem Weg zu resilienter Zusammenarbeit. Ihr Fokus liegt auf dem Zusammenspiel von Haltung, Kommunikation und nachhaltiger Beziehungsgestaltung. 

 

 

Sebastian Wieschowski ist PR-Manager mit dem Schwerpunkt „Redaktion und Kampagnensteuerung“ in der Marketing- und PR-Abteilung der GPM. Als ausgebildeter Journalist und leidenschaftlicher Autor hat er es sich zur Aufgabe gemacht, komplexe Themen verständlich und anschaulich zu vermitteln – beispielsweise den Mehrwert von Projektmanagement für die Gesellschaft und den Alltag.


Sebastian Wieschowski ist PR-Manager mit dem Schwerpunkt „Redaktion und Kampagnensteuerung“ in der Marketing- und PR-Abteilung der GPM. Als ausgebildeter Journalist und leidenschaftlicher Autor hat er es sich zur Aufgabe gemacht, komplexe Themen verständlich und anschaulich zu vermitteln – beispielsweise den Mehrwert von Projektmanagement für die Gesellschaft und den Alltag.


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