Norbert Kauer
– 25.04.2023Megatrend Projektmanagement?!
Projektmanagement ein Megatrend – klingt nicht so fancy, wie die Entwicklungen in Sachen künstlicher Intelligenz wie bspw. ChatGPT oder wie viele andere Megatrends, ist aber aus meiner Sicht nicht minder relevant. Warum?
Kontinuierlicher Anstieg der Projekte erwartet
Die Anzahl der Projekte wird in den nächsten Jahren weiter stark ansteigen. Diese Entwicklung hängt vor allem mit den großen Umwälzungen in unserer Gesellschaft zusammen.
Unter anderem werden folgende Faktoren den Projektbedarf stark beeinflussen:
1.) Digitalisierung
2.) Klimawandel und Nachhaltigkeit
3.) Demografischer Wandel
4.) De-Globalisierung bzw. stärkere Regionalisierung
Faktor 1: Digitalisierung
Seit Jahren in aller Munde und landauf – landab wird die Digitalisierung auch weiterhin ein ständiges Thema bleiben. Ein Beispiel aus unserer Unternehmenspraxis: Die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (künftig als AU bzw. eAU bezeichnet).
Hört sich sehr verheißungsvoll an, aber als ich aus meinem Team gehört habe, wie der Prozess abläuft, war ich doch mehr als überrascht:
Schritt 1: Der Mitarbeitende meldet sich krank und wir gehen auf das entsprechende Portal zur Beantragung der eAU-Bescheinigung.
Schritt 2: Es erfolgt die manuelle Eingabe der Mitarbeiterstammdaten ins Portal.
Schritt 3: Nach einer Wartezeit von 1 bis 3 Tagen erhalten wir eine Nachricht, dass Informationen für uns bereitstehen.
Schritt 4: Wir können die eAU digital abrufen.
Übrigens: Dieser Prozess gilt nur für gesetzlich Krankenversicherte – bei den Privaten bleibt es nach wie vor beim „historischen“ Weg. Und wie war der? Der Mitarbeitende ist zum Arzt und hat nach der Untersuchung seine AU erhalten und sie per Foto bzw. Scan bei uns eingereicht. Das war's.
Was heißt das: Digitalisierung ist nicht immer per se gut, sondern hat nur dann Charme, wenn dieser Prozess end-to-end betrachtet wird und eine tatsächliche Verbesserung oder Vereinfachung der Prozesse bedeutet.
Dieses Beispiel soll zeigen, dass wir bei der digitalen Vernetzung noch viele und weite Wege gehen müssen.
Faktor 2: Klimawandel und Nachhaltigkeit
Der Klimawandel wird eine Welle an Projekten hervorrufen, die vieles nochmal in den Schatten stellen könnte. Alle Geschäftsprozesse werden und müssen auf den Prüfstand kommen. Wenn die Prozesse schon durchleuchtet werden, dann sollte die Prozessoptimierung gleich mitbetrachtet werden (umgesetzt werden).
Jedes Unternehmen wird davon betroffen sein. Und noch schlimmer: Die Projekte kommen alle praktisch gleichzeitig oder zumindest in einem engen Zeitfenster, da uns die Zeit wegrennen wird.
Faktor 3: Demografischer Wandel
Der kommende Fachkräftemangel in 7 bis 10 Jahren ist absehbar. Migration und Einwanderung können hier sicherlich einen Teil des Problems abschmelzen, aber Fakt ist, dass wir in wenigen Jahren viel zu wenige Arbeitende haben werden.
Was heißt das? Wir müssen jetzt Projekte durchführen, um die Automatisierung und den Einsatz von Robotern drastisch nach oben fahren zu können. Die Automatisierung von einzelnen Geschäftsabläufen muss mit Priorität auf die Tagesordnung, sonst werden wir Wohlstandsverlust erleiden.
Und wie wird dieser Wohlstandsverlust deutlich: All das, was unser Leben einfacher und auch schöner macht, wird eingeschränkt werden. Sei es, dass Bäckereien (wie aktuell bei uns im Haus mitten in München) oder auch Lebensmittelgeschäfte bereits um 14:00 Uhr schließen, weil kein Personal da ist oder auch die Biergärten nicht durchgehend öffnen können, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Faktor 4: De-Globalisierung oder auch Regionalisierung
Corona hat uns gelehrt, wie fragil unsere Lieferketten sein können. Ergo werden die Unternehmen diese Verwundbarkeit über die nächsten Jahre zumindest in Teilen auflösen. Auch dies wird in Projektform erfolgen, weil neue Lieferanten gefunden werden müssen, Logistik diversifiziert werden muss und so weiter. Deshalb werden viele von uns bei Ihren Arbeitgebern hören:
„Wir brauchen ein Projekt!“
Und nicht nur das: Die verschiedenen Mitarbeitenden werden immer mehr in die Projekte einbezogen. Ob man will oder nicht!
Laut Project Management Institute (PMI) wird die Projektarbeit zur dominierenden Arbeitsweise im Jahr 2027, mit weltweit 88 Mio. Menschen in Projekten und einer Wirtschaftsaktivität von 20 Billionen US-Dollar. (Quelle: PMI aus Harvard Business Manager – Das Zeitalter der Projekte; Februar 2022)
Und noch ein Fakt: 65% aller Projekte scheitern. Unternehmen verschwenden damit ein gigantisches Potenzial an Zeit und Geld. (Quelle: Standish Group aus PMI aus Harvard Business Manager – Das Zeitalter der Projekte; Februar 2022)
Wenn diese Projektionen nur näherungsweise stimmen, dann muss Projektmanagement wieder mehr Fokus und Aufmerksamkeit bekommen.
Also doch: Projektmanagement wird ein Megatrend.
Und die Haltung, dass Projektmanagement doch sowieso jeder kann, muss endlich in der Schublade verschwinden. Stattdessen ist wieder mehr Investition in theoretische und vor allem praktische Projektmanagementausbildung gefragt.
Beim Autofahren erhalten wir dann Sicherheit, wenn wir viel fahren und ggf. auch den einen oder anderen Poller mitnehmen. Warum soll es im Projektmanagement anders sein? Erst die jahrelange Erfahrung macht uns zu guten Projektmanagerinnen und Projektmanagern.
Genau an diesem Punkt müssen wir also ansetzen. Aus meiner Sicht müssen wir denjenigen, die künftig in Projekte entsendet werden, mittels digitaler und persönlicher Unterstützung eben zu mehr Sicherheit im Projektalltag verhelfen.
Die GPM bringt die Thematik in ihrem Imagefilm sehr gut zusammen – „Es geht um Menschen in den Projekten und diese Menschen machen die Projekte“.
Die GPM hilft mit der methodischen Grundlage – wir verfeinern und erweitern die Skills um das praktische Wissen einer PM-Beratung.
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