Prof. Dr. Doris Weßels
– 27.08.2012Online-Branche sucht Projektmanager - oder?
Prof. Dr. Doris Weßels gemeinsam mit Prof. Dr. Marco Hardiman, Institut für Management und Marketing, Direktor des Kompetenznetzwerks Social Media
Wer die aktuelle Diskussion um den Fachkräftemangel verfolgt, wird vermutlich auch die Studie des Bundesverbands Digitale Wirtschaft notiert haben, derzufolge „händeringend“ Nachwuchskräfte mit vielfältigen Skills gesucht werden. Die Studie weist den Bedarf, dem traditionellen Denken in Disziplinen verhaftet, differenziert für die einzelnen Bereiche wie Projektmanagement (68 Prozent), Informationstechnologie (66 Prozent), Marketing und Vertrieb (65 Prozent), Beratung/CRM (56 Prozent) und Strategie/Business Development (52 Prozent) aus. Daraus zu schließen, dass nun ein besonders hoher Bedarf z. B. nach „nur“ Projektmanagern besteht, ist wohl zu kurz gedacht. Es werden nach unserer Erfahrung primär die interdisziplinären Experten für „Social Media“ gesucht. Dass sich dahinter auch Projektmanagement-Kompetenz verbirgt, wird bei der Umfrage deutlich – überrascht aber auch nicht.
An vielen Hochschulen, analog in den Unternehmen, mangelt es noch an einem Berufsbild bzw. einer Qualifizierung für diese neuen interdisziplinären Einsatzbereiche rund um die sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter und Co. Was vor einigen Jahren als „Online-Marketing“ begann, ist heute als „Social Media Marketing“ durch die Nutzung der sozialen Netzwerke und der damit verbundenen Plattformen für viele Unternehmen von strategischer Bedeutung. Die Hilflosigkeit besteht nun darin, die „neuen“ Experten zu identifizieren (bzgl. der benötigten Skills) und zu akquirieren. Sind es Fachleute für Unternehmenskommunikation, Öffentlichkeitsarbeit, IT, Marketing, Projektmanagement o. ä.? Die Mischung macht es wohl. Genau hier setzt die Ausrichtung der Fachhochschule Kiel an, die an ihrem Fachbereich Wirtschaft mit dem Studienschwerpunkt Projektmanagement und dem Kompetenzzentrum Social Media die interdisziplinäre Verknüpfung zwischen den Disziplinen anstrebt – in enger Anlehnung an die Profilelemente „Vielfalt, Internationalität und Anwendungsorientierung“.
Viele Unternehmen bauen derzeit ihre Social Media Aktivitäten auf oder aus, häufig mit den Überlegungen kurz- oder mittelfristig Social Media Manager einzustellen. Spätestens bei der Erstellung des Stellenprofils wird klar, dass zur Erfüllung der Aufgaben komplexe Kompetenzen erforderlich sind. Eine grundlegende Marketingausbildung reicht nicht aus, Online-Marketing-Kenntnisse springen zu kurz und Informatikkenntnisse sind häufig zu technisch. Auch eine Kombination dieser drei Schwerpunkte würde im Ergebnis nicht die notwendigen Fähigkeiten erzeugen. Social Media Aufgaben sind zu komplex. Dies zeigen die in den USA teilweise schon üblichen Stellenbezeichnungen wie Social Media Editor über Social Media Communication Manager, Social Media Analyst, Social Media Strategy Manager, Social Media Coordinator über Social Media Community Manager bis hin zu Social Media Project Manager usw. Teilweise sind diese Stellen recht speziell. In Deutschland hingegen sind all diese Tätigkeiten mitsamt vielen anderen häufig noch in einer oder wenigen Stellen vereint.
Benötigt werden breit aufgestellte Kompetenzen sowie grundlegende Konzepte und Methoden, um sich schnell in Social Media Herausforderungen einzufinden. Hinzu kommen vor allem „Social“-Skills sowie Kenntnisse aus vielen anderen Unternehmensbereichen wie Legal Affairs, Public Relations oder Human Resources u.v.m. (Die gängigen Buzzwords wie Legal 2.0, PR 2.0 oder Personal 2.0 sind hinlänglich bekannt.) Gängige Ausbildungen tun sich derzeit schwer mit dieser notwendigen Vielfalt.
Am Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Kiel versuchen wir diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen. Durch eine breit angelegte und grundlegende Ausbildung bereiten wir Studierende auf Vielfalt vor. Hierzu gehören beispielsweise Kenntnisse im Projektmanagement, die im entsprechenden Studienschwerpunkt erworben werden können. Zugleich bieten wir unseren Studierenden Möglichkeiten sich Spezialwissen anzueignen wie zum Beispiel zu Social Media. Das Kompetenzzentrum Social Media bietet zudem die Möglichkeit in Forschungs- und Beratungsprojekten die Kenntnisse direkt in der Praxis anzuwenden und umzusetzen.
Wir sehen unsere Ansätze derzeit als state-of-the-art und geben unseren Absolventen damit einen Ausbildungsvorsprung auf dem Arbeitsmarkt.
Wir freuen uns auf eine angeregte Diskussion!
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