– 19.05.2025

Projekt-Charaktere und Führung: Wie man U-Boote steuert und Leuchttürme schützt

Nicht jedes Projekt ist gleich – und deshalb funktioniert auch nicht jede Führung gleich gut für jedes Projekt. Wer Projekte leitet, steht nicht nur vor methodischen Herausforderungen, sondern auch vor der Frage, wie sich unterschiedliche Projektkonstellationen auf die Führungsrolle auswirken. In der Praxis hat es sich bewährt, Projekte anhand ihrer „Charaktere“ zu betrachten. Begriffe wie Leuchtturm, Schnellboot oder Tanker helfen dabei, ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Anforderungen auf Projektleitende zukommen. Doch was bedeutet das konkret für die Führung? Und wie lässt sich der eigene Führungsstil auf die jeweilige Projektsituation anpassen?

Leuchtturm-Projekte: Sichtbar, bedeutend und unter Beobachtung

Ein Leuchtturmprojekt fällt auf – im Unternehmen, manchmal auch darüber hinaus. Es geht meist um ein strategisch wichtiges Vorhaben, das hohe politische Relevanz besitzt. Entsprechend groß ist das Interesse daran: Viele möchten mitreden, mitgestalten oder zumindest informiert bleiben. Als Projektleitung gerät man dadurch schnell in ein Spannungsfeld zwischen berechtigter Beteiligung und übermäßiger Einflussnahme.

Wer ein solches Projekt führt, braucht nicht nur methodische Kompetenz, sondern auch kommunikatives Geschick. Es gilt, die Vielzahl an Interessen zu moderieren, Prioritäten zu klären und den Projektfokus immer wieder sichtbar zu machen. Gleichzeitig sollten Entscheidungen nachvollziehbar und transparent kommuniziert werden, um das Vertrauen aller Beteiligten zu stärken.

Führungsimpuls

Bauen Sie eine klare Kommunikationsstruktur auf und schaffen Sie Transparenz über Rollen, Zuständigkeiten und Entscheidungsprozesse. In einem Umfeld mit vielen Meinungen und politischen Interessen ist es wichtig, nicht nur präsent zu sein, sondern auch Orientierung zu bieten. Zeigen Sie regelmäßig auf, welche Fortschritte erzielt wurden und wie diese zum strategischen Gesamtziel beitragen. Besonders hilfreich ist ein konsistentes Projektbranding, das Wiedererkennung schafft und Vertrauen stiftet – intern wie extern.

U-Boot-Projekte: Diskretion als Erfolgsfaktor

U-Boot-Projekte verlaufen im Stillen. Sie sind oft politisch sensibel, etwa weil sie heikle Themen betreffen oder mit Veränderungsprozessen verbunden sind, die nicht sofort breite Zustimmung finden würden. In solchen Fällen ist es oft sinnvoll, das Projekt zunächst im kleineren Kreis voranzutreiben, bevor es offen kommuniziert wird.

Projektleitende stehen hier vor der Herausforderung, Vertrauen zu schaffen, ohne zu viel öffentliches Aufsehen zu erregen. Gleichzeitig darf das Projektziel nicht aus dem Blick geraten, denn auch ein U-Boot hat eine klare Mission.

Führungsimpuls

Gehen Sie strategisch vor und identifizieren Sie frühzeitig Schlüsselpersonen, deren Unterstützung für das Projekt entscheidend ist. Führen Sie persönliche Gespräche, um Bedenken zu adressieren und Akzeptanz aufzubauen. Achten Sie darauf, Informationen gezielt, aber nicht flächendeckend zu teilen, um politische Widerstände zu vermeiden. Gleichzeitig sollte das Projektteam über ein klares Zielbild verfügen, um fokussiert und entschlossen arbeiten zu können – auch wenn die große Bühne noch ausbleibt.

Schnellboote: Agilität im Projektalltag

Schnellboote stehen für Projekte mit geringem Umfang, kurzen Laufzeiten und klar definiertem Ziel. Sie bieten die Möglichkeit, schnell Ergebnisse zu erzielen und damit auch kurzfristige Erfolge sichtbar zu machen. Gerade in dynamischen Umfeldern können sie wichtige Impulse setzen oder dringende Probleme lösen.

Die Projektführung ist hier oft weniger formell, dafür umso pragmatischer. Entscheidungen müssen zügig getroffen, Hindernisse sofort beseitigt werden. Für klassische Hierarchien bleibt wenig Zeit. Die Führungskraft ist gefragt, wenn es darum geht, Ressourcen zu sichern und das Team arbeitsfähig zu halten.

Führungsimpuls

Sorgen Sie dafür, dass Ihr Team schnell ins Tun kommt, indem Sie Bürokratie reduzieren und klare Zuständigkeiten schaffen. Geben Sie Entscheidungsspielräume und fördern Sie Eigenverantwortung, ohne sich vollständig zurückzuziehen. Schnelle Projekte profitieren von kurzen Feedbackschleifen, regelmäßiger Erfolgskontrolle und der gezielten Sichtbarmachung kleiner Erfolge. Auch eine Abschlussreflexion nach Projektende ist hilfreich – für die Qualität künftiger Schnellboote und zur Motivation des Teams.

Tanker-Projekte: Stabilität und Langfristigkeit

Ein Tanker steht für Projekte mit großer Tragweite. Meist handelt es sich um langfristige Vorhaben, die tief in die Struktur des Unternehmens eingreifen. Sie erfordern eine intensive Planung, ein stabiles Projektmanagement und ein hohes Maß an Durchhaltevermögen. Gleichzeitig sind Veränderungen in der Kursrichtung nur schwer möglich, da sich ein Tanker nicht ohne weiteres umsteuern lässt.

Projektleitende sind hier in einer klassischen Managementrolle gefragt. Sie müssen strategisch denken, operative Prozesse stabil halten und frühzeitig erkennen, wo Risiken entstehen könnten. Ebenso wichtig ist es, dauerhaft die Unterstützung des Top-Managements zu sichern, da die Relevanz solcher Projekte meist über viele Jahre hinweg bestehen bleibt.

Führungsimpuls

Setzen Sie auf ein verlässliches, gut dokumentiertes Steuerungssystem mit Meilensteinen, klaren KPIs und einem kontinuierlichen Controlling. Halten Sie das Team auch in Phasen ohne sichtbare Erfolge motiviert – etwa durch transparente Kommunikation über Fortschritte im Hintergrund. Ein regelmäßiger Dialog mit der Unternehmensleitung sichert nicht nur politische Rückendeckung, sondern auch die notwendige Ressourcenbereitstellung. Denken Sie langfristig und gestalten Sie die Projektführung so, dass sie über mehrere Projektphasen hinweg konsistent bleibt.

Der Fregatten-Verbund: Koordinierte Einzelprojekte mit Gesamtwirkung

Ein Fregatten-Verbund beschreibt mehrere miteinander verbundene Projekte, die inhaltlich aufeinander aufbauen oder thematisch verknüpft sind. Oft handelt es sich dabei um ein übergeordnetes Programm, in dem verschiedene Teilprojekte parallel laufen. Jedes Projekt kann isoliert betrachtet werden, entfaltet aber erst im Zusammenspiel mit den anderen seine volle Wirkung.

Die Projektführung ist hier vor allem koordinativ gefordert. Es geht darum, Synergien zu nutzen, Redundanzen zu vermeiden und die Abstimmung zwischen den Projektteams zu fördern. Gleichzeitig darf man nicht in die Versuchung geraten, alle Projekte zentral zu steuern – denn ein Fregatten-Verbund lebt von einer gewissen Selbstständigkeit seiner Einheiten.

Führungsimpuls

Richten Sie ein klares Programmanagement auf, das den Rahmen vorgibt, aber den Projekten die nötige Freiheit zur Umsetzung lässt. Fördern Sie den Austausch zwischen den Teams durch regelmäßige Synchronisationsrunden, gemeinsame Lessons Learned und transparente Zielverknüpfungen. Wichtig ist ein übergreifendes Zielbild, das Orientierung bietet, aber auch Raum für individuelle Umsetzung lässt. So gelingt die Balance zwischen Autonomie und Abstimmung – und der Verbund entfaltet seine volle Kraft.

Fazit: Führung braucht Projektempfinden

Der Charakter des Projekts beeinflusst maßgeblich, wie geführt werden sollte. Wer dies erkennt und sich flexibel auf die jeweilige Situation einstellt, schafft nicht nur bessere Projektergebnisse, sondern gewinnt auch das Vertrauen des Teamsund der Stakeholder. Projektleitung ist also keine Einheitsdisziplin, sondern vielmehr die Kunst, den richtigen Kurs für das jeweilige Projekt zu wählen.

Katja Bäumel ist als PR-Managerin mit den Schwerpunkten „Online- und Bewegtbildredaktion“ bei der GPM tätig. Zuvor war sie, neben diversen Auslandsaufenthalten, als Projektleiterin für die Online-Redaktion von unternehmer.de sowie für Projekte bei der Volkswagen AG, der Deutschen Bank AG und Russell Hobbs verantwortlich.


Katja Bäumel ist als PR-Managerin mit den Schwerpunkten „Online- und Bewegtbildredaktion“ bei der GPM tätig. Zuvor war sie, neben diversen Auslandsaufenthalten, als Projektleiterin für die Online-Redaktion von unternehmer.de sowie für Projekte bei der Volkswagen AG, der Deutschen Bank AG und Russell Hobbs verantwortlich.


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