– 16.05.2025

Projektmanagement neu gedacht: Die Olympischen Spiele in Paris 2024

Die Olympischen Spiele in Paris 2024 waren nicht nur ein sportliches Ereignis, sondern auch ein Beispiel für vorausschauendes Projektmanagement mit gesellschaftlichem Anspruch. Die Stadt setzte dabei auf ein innovatives Projektmanagement, das ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte gleichberechtigt berücksichtigte. Ein Modell, das neue Maßstäbe für Großveranstaltungen setzen könnte.

Der Anspruch: Olympische Spiele im Sinne des Gemeinwohls

Schon früh wurde deutlich, dass die Verantwortlichen in Paris die Spiele anders ausrichten wollten. Oftmals sind Großveranstaltungen dieser Art mit hohen Ausgaben und langfristiger Belastung für die öffentliche Hand verbunden. Um dem entgegenzuwirken, entwickelte Paris ein Finanzierungskonzept, das stark auf Einnahmen aus Ticketverkäufen sowie Sponsoring setzte. Die Idee: Die Ausrichtung der Spiele sollte nicht zu einer dauerhaften finanziellen Belastung für die Stadt Paris werden.

Anders als bei früheren Olympischen Spielen, etwa in London 2012 oder Rio 2016, setzte Paris bewusst auf einen konservativen Budgetrahmen

Die Rolle der Plattform ESS 2024

Ein zentrales Element bei der Planung war die Plattform ESS 2024. Sie wurde ins Leben gerufen, um Unternehmen der Sozial- und Solidarwirtschaft gezielt in die Organisation der Spiele einzubinden. Das Ziel war es, lokale Strukturen zu stärken, vielfältige Akteure einzubeziehen und wirtschaftliche Impulse dort zu setzen, wo sie nachhaltig wirken können.

Laut der offiziellen Website unterstützte ESS 2024 mehr als 6.000 Unternehmen, über 500 davon wurden direkt in die Organisation der Spiele eingebunden. Viele von ihnen hätten bei herkömmlichen Ausschreibungen keine Berücksichtigung gefunden. 

Nachhaltigkeit als Grundprinzip

Auch in ökologischer Hinsicht verfolgte Paris einen neuen Ansatz. Etwa 80 % der für die Spiele benötigten Infrastruktur war bereits vorhanden.Neue Gebäude wurden nur dort errichtet, wo es unvermeidlich war – wie etwa eine Basketballhalle, die mit umweltfreundlichen Materialien und regionalen Ressourcen gebaut wurde.

Ein weiteres Symbol für diesen Wandel ist die Seine. Lange Zeit galt der Fluss als zu stark verschmutzt für Badeaktivitäten. Im Rahmen der olympischen Vorbereitungen wurde die Wasserqualität so verbessert, dass dort wieder geschwommen werden kann. Ein Projekt, das über die Spiele hinaus positiven Einfluss auf die Lebensqualität in der Stadt hat.

Ein Schwerpunkt des Programms lag auf nachhaltiger und sozial verantwortlicher Beschaffung. ESS 2024 förderte gezielt Unternehmen, die Kreislaufwirtschaft und Gemeinwohlorientierung miteinander verbinden. Damit wurde ein neuer Standard gesetzt, wie öffentliche Aufträge unter sozialen Gesichtspunkten vergeben werden können, auch über die Spiele hinaus.

Inklusion und Gemeinwohl statt Effizienzmaximierung

Paris nahm bewusst in Kauf, dass die Zusammenarbeit mit kleinen und sozialen Organisationen nicht immer effizient im klassischen Sinne ist. Viele dieser Anbieter erforderten mehr Koordination und verursachten höhere Kosten als große Dienstleister. Doch genau darin lag der Wert: Die Spiele wurden zum Motor für Inklusion, Solidarität und lokale Entwicklung.

Die Paralympischen Spiele erhielten dieselbe Aufmerksamkeit wie die Olympischen Spiele. Die Stadt investierte gezielt in barrierefreie Zugänge und setzte in der Kommunikation starke Akzente für die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderung, sowohl für die Spiele selbst als auch für das Stadtbild von morgen.

Herausforderungen und Perspektiven

Die Koordination unterschiedlichster Akteure, von Großunternehmen bis zu kleinen Vereinen, war nicht einfach. Unterschiedliche Zielsetzungen, Arbeitsweisen und Ressourcen führten zu Spannungen. Doch durch kontinuierliche Gespräche, Moderation und politische Rückendeckung konnten viele Barrieren überwunden werden.

Die Übertragbarkeit des Modells wird aktuell diskutiert, unter anderem im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Vertreter der dortigen Organisation waren bereits zu Gast in Paris und informierten sich über ESS 2024. Zwar unterscheiden sich die lokalen Rahmenbedingungen, doch das Pariser Modell liefert wertvolle Anregungen für zukünftige Austragungsorte.

Impulse für das Projektmanagement

Für das Projektmanagement bedeutet ESS 2024 einen Perspektivenwechsel: Der Erfolg eines Projekts wird nicht allein an Terminen, Budget oder Effizienz gemessen, sondern zunehmend auch an seinem gesellschaftlichen Nutzen. Die Einbindung vielfältiger Akteure, das gezielte Management sozialer und ökologischer Aspekte sowie die Verbindung von strategischen Zielen mit lokalen Bedürfnissen: All das macht ESS 2024 zu einem Beispiel dafür, wie Projektverantwortliche in Zukunft denken und handeln können.

 

Dieser Artikel basiert auf der Veranstaltung „Olympische Spiele Paris 2024 – Eine Chance auch für soziale und solidarische Unternehmen“, die am 15. Mai 2025 von der GPM Fachgruppe „Projektmanagement für bürgerschaftliches Engagement“ organisiert wurde. Der Referent war Florentin Letissier, stellvertretender Bürgermeister von Paris.

Katja Bäumel ist als PR-Managerin mit den Schwerpunkten „Online- und Bewegtbildredaktion“ bei der GPM tätig. Zuvor war sie, neben diversen Auslandsaufenthalten, als Projektleiterin für die Online-Redaktion von unternehmer.de sowie für Projekte bei der Volkswagen AG, der Deutschen Bank AG und Russell Hobbs verantwortlich.


Katja Bäumel ist als PR-Managerin mit den Schwerpunkten „Online- und Bewegtbildredaktion“ bei der GPM tätig. Zuvor war sie, neben diversen Auslandsaufenthalten, als Projektleiterin für die Online-Redaktion von unternehmer.de sowie für Projekte bei der Volkswagen AG, der Deutschen Bank AG und Russell Hobbs verantwortlich.


Kommentare

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18.05.2025 – 10:48

Alexander Miskiw

Sehr interessanter Ansatz denn ....viele von ihnen hätten bei herkömmlichen Ausschreibungen keine Berücksichtigung gefunden... sondern hätten sich wahrscheinlich auch gar nicht für eine Ausschreibung beworben, da sie meistens nicht die Ressourcen dafür zur Verfügung haben. Das ist meistens sehr schade, denn die lokalen Unternehmen haben oftmals das Know-How was notwendig ist um mögliche Projektrisiken auf ein Minimum zu reduzieren. Einfach, schnell und effizient.