Der Strukturwandel in ganz Deutschland ist eine der großen Herausforderungen der Gegenwart – und eines wird dabei immer deutlicher: Ohne professionelles Projektmanagement ist dieser Wandel kaum zu bewältigen. Doch welche Herausforderungen ergeben sich für das Projektmanagement? Welche neuen Trends lassen sich für ein zeitgemäßes Projektmanagement sinnvoll aufgreifen?  

Renommierte Experten verschiedener Fachrichtungen präsentierten am 6. September 2024 in Bochum ihre Lösungsansätze und zeigten, wie innovative Methoden im Projektmanagement die Transformation vorantreiben können. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die wichtigsten Themen und Erkenntnisse der Veranstaltung. 

Martin Lehnert, Deloitte: KI als Mitarbeiterin im Projekt erfolgreich einsetzen 

In seinem Vortrag beleuchtete Martin Lehnert von Deloitte die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Projektmanagementprozesse. Er adressierte häufige Vorurteile gegenüber KI, wie die Befürchtung, dass KI die Komplexität von Projektleitungsaufgaben nicht bewältigen könne. Lehnert erläuterte, dass ein tiefgehendes Verständnis der Arbeitsweise von KI entscheidend ist, um diese effektiv im Projektmanagement einzusetzen. Der Workshop ermöglichte den Teilnehmenden, durch praktische Anwendungsbeispiele ein besseres Verständnis für die Arbeitsweise von KI zu entwickeln, was als Grundlage für eine erfolgreiche und komplexe Zusammenarbeit dient. 

Jennifer Giga, GIGAEFFEKT: Hierarchie, Agilität und Joint-Venture: Drei Grundzutaten für ein erfolgreiches Projektmanagement 

Jennifer Giga von GIGAEFFEKT betonte in ihrem Beitrag die Notwendigkeit, die richtige Methode für jedes Projekt auszuwählen. Analog zu einem Handwerker, der für jede Aufgabe das passende Werkzeug benötigt, ist im Projektmanagement die Wahl der Methode – sei es hierarchisch, agil oder hybrid – entscheidend. Giga stellte das neue „Joint-Venture“-Modell vor, das sie entwickelt hat und das Eigenmotivation sowie eigenverantwortliche Kommunikationsprozesse in den Vordergrund stellt. Diese Ansätze sollen die Ergebnisse in Projekten verbessern und verdeutlichten den Teilnehmenden die Bedeutung des richtigen „Werkzeugs“ für den Projekterfolg. 

Prof. Dr.-Ing. Jan Pelzl, Hochschule Hamm-Lippstadt: Grundpfeiler des PMs – IT-Security 

Prof. Dr.-Ing. Jan Pelzl von der Hochschule Hamm-Lippstadt beleuchtete die Bedeutung der IT-Sicherheit im Projektmanagement. Er wies darauf hin, dass die fortschreitende Digitalisierung den Umgang mit IT-Sicherheitsaspekten zu einer wesentlichen Komponente im Projektmanagement gemacht hat. Ein ganzheitlicher Ansatz, der organisatorische und technische Maßnahmen integriert, ist notwendig, um Sicherheitsaspekte in allen Projektphasen angemessen zu berücksichtigen. Pelzl warnte vor der Gefahr, dass theoretische Diskussionen über IT-Sicherheit die praktische Umsetzung vernachlässigen könnten, und betonte die Notwendigkeit für sorgfältige Planung und kontinuierliche Anpassung. 

Hartmut Schmid, CDM Smith: Nachhaltiges Projektmanagement verändert den Dialog zwischen Kunden, Lieferanten und Projektteams 

Hartmut Schmid von CDM Smith zeigte auf, wie Nachhaltigkeit zunehmend die Projektwelt beeinflusst. Kunden fordern immer häufiger Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) und entsprechende Zertifizierungen, während gesetzliche Regelungen und Umweltziele auch die Projektfinanzierung beeinflussen. Schmid erläuterte, dass der nachhaltige Umgang mit Umweltbelastungen und Ressourcenschonung nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei der späteren Entsorgung von Produkten berücksichtigt werden muss. Beratungsfirmen stehen unter dem Druck, nicht nur ihre nachhaltige Beratung zu verbessern, sondern auch ihre eigenen Umwelt- und Ressourcenschutzbemühungen zu demonstrieren. 

Dr. Elena Saykova, Uniper: Die Zukunft beginnt mit der Gegenwart – Lessons Learned und Innovation im PM 

Dr. Elena Saykova, IPMA-zertifizierte Projektdirektorin bei Uniper, erklärte, wie kontinuierliche Verbesserung und das Lernen aus vergangenen Projekten entscheidend für erfolgreiches Projektmanagement sind. Im Kontext der Energiewende und der Investitionen in Transformationsprojekte betonte Saykova die Bedeutung, Erkenntnisse zu dokumentieren, zu reflektieren und umzusetzen, um zukünftige Projekte effizienter und effektiver zu gestalten. Durch eine Kultur des Lernens und der ständigen Optimierung können Fehler vermieden und erfolgreiche Ansätze nachhaltig genutzt werden, was zu innovativen und verbesserten Projektmanagementpraktiken führt. 

Prof. Dr. Peter Thuy, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement: Alles wird anders – Wie verändert KI das Profil des Projektmanagers/der Projektmanagerin? 

In seinem Vortrag behandelte Prof. Dr. Peter Thuy die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf das Berufsbild des Projektmanagers. Er diskutierte, wie KI die Rolle des Projektmanagers verändert und welche neuen Kompetenzen erforderlich sind, um in einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Thuy hob hervor, dass die Integration von KI nicht nur die Arbeitsweise beeinflusst, sondern auch neue Herausforderungen und Chancen für Projektmanager mit sich bringt. 

Dirk Leibner, DHL: Logistik im digitalen Zeitalter 

Dirk Leibner von DHL berichtete über die beeindruckende Logistikleistung eines 4 Kilometer langen Förderbands, das in einem komplexen Netzwerk von 50.000 Paketen eine zentrale Rolle spielt. Trotz der hohen Geschwindigkeit und Komplexität des Systems bleibt ein erheblicher Teil der Pakete am nächsten Tag bei den Kunden. Leibner erläuterte, dass die DHL zur Bewältigung dieses Projekts ein eigenes Unternehmen gegründet hat, und lobte die Effizienz und Koordination der LKW-Flotte, die präzise ihre Aufgaben erfüllt. 

Sternekoch Alexander Dressel: Projektmanagement mit der richtigen Würze 

Sternekoch Alexander Dressel diskutierte die Parallelen zwischen seiner Arbeit in der Gastronomie und Projektmanagement. Er betonte, dass die Qualität und Teamleistung entscheidend für den Erfolg eines jeden Events oder Projekts sind. Dressel erläuterte, wie er durch sorgfältige Auswahl der Zutaten und enge Zusammenarbeit mit Lieferanten die Grundlage für erfolgreiche Projekte legt. Zudem hob er hervor, dass auch bei hoher Qualität Fehler auftreten können, aber ein effektives Beschwerdemanagement entscheidend ist, um Lösungen zu finden und einen positiven Abschluss für alle Beteiligten zu gewährleisten.