Studie zum Nutzen von Zertifizierungen im Projektmanagement
Von Wissenschaftlern der Hochschule Hannover wird gerade eine Studie zum Nutzen von PM-Zertifizierungen vorbereitet. Dabei sollen Fragen untersucht werden wie: Welcher Wert wird einem Zertifikat im Projektmanagement von den Personen beigemessen, die es erlangt haben. Welche persönlichen Vor- und Nachteile rechnen sie dem Zertifikat zu? Welche Barrieren haben sie auf dem Weg zum Zertifikat wahrgenommen und überwunden? Die Studie wird in Zusammenarbeit der Hochschule Hannover und der GPM durchgeführt. Befragt werden sollen alle Träger/innen von Zertifikaten nach IPMA Level D und höher. Die beiden Initiatoren, Prof. Dr. Georg Disterer und Prof. Dr. Andreas Daum, sprechen dazu mit dem Vizepräsidenten der GPM, Daniel Stumpf.
Herr Stumpf, wir haben Ihnen unseren Plan skizziert, was halten Sie von der Studie?
Derartige Untersuchungen sind spannend und notwendig. Die GPM verspricht den Interessierten an PM-Zertifikaten ja, dass sie einen Nutzen davon haben werden. Und dann bei denen, die ein Zertifikat seit einiger Zeit haben, systematisch nachzufragen, ob ein Nutzen tatsächlich erlangt wird, ob also tatsächlich Vorteile „eingefahren“ werden, das ist sehr wichtig.
Wie kann die GPM von den Ergebnissen profitieren?
Wir legen ja besonderen Wert auf die Realitäts- und Praxisnähe unserer Weiterbildungen. Daher sind bei den Zertifikaten auch die praxisbezogenen Level-Reports und die Workshops so wichtig, da bei denen Erlerntes tatsächlich angewandt, ausgeübt, ausprobiert wird. Und wir erhalten regelmäßig von den Zertifikant/innen ganz unmittelbares Feedback zur Praxis. Ich habe selber vor einigen Jahren als Mitarbeiter der PM-ZERT als Hospitant einen Workshop miterleben dürfen und an diesem Tag mehr über Projektmanagement gelernt als je zuvor. Ein tolles Erlebnis, das mir noch lebhaft in Erinnerung ist. Keine Druckbetankung, bei der einige Tage vor der Prüfung Wissen irgendwie in den Schädel muss, sondern tatsächliches Anwenden und Üben, „echt“ und wie im richtigen Leben. Das Besondere an den Prüfungen der GPM ist halt, dass Zertifikanten zeigen, dass sie etwas wissen und vor allem, dass sie wirklich etwas können. Aus dieser Erfahrung kann ich sagen: Unsere Formate unterscheiden sich schon deutlich von anderen Anbietern. Und da erscheint es mir ein sinnvoller nächster Schritt zu sein, die Träger/innen von Zertifikaten einige Jahren nach den Prüfungen zu fragen, ob und wie sie nun tatsächlich profitiert haben.
Welche Ergebnisse der Studie würden Sie als erstes lesen?
Die Antworten auf Fragen wie „Warum haben Sie eine Zertifizierung angestrebt?“ und „Sind diese Erwartungen eingetreten?“ und gegebenenfalls „Wo fehlt etwas?“ werde ich zuerst anschauen. Wir können damit feststellen, wo unsere Weiterbildungsangebote in der Praxis bestätigt werden und wo wir noch schärfen bzw. nachbessern können. Das kann Verbesserungen, Ergänzungen, aber auch Straffungen bedeuten. Darüber hinaus können wir die Ansprache von Interessierten an Zertifikaten akzentuieren, denn wir wollen ja weiterhin das Verständnis dafür steigern, dass Kompetenzen im Projektmanagement für das Gestalten von zukünftigen Arbeitswelten notwendig sein werden.
Und darüber hinaus?
Natürlich wären konkrete Hinweise schön, welche modernen Methoden und Vorgehensweisen, welche Kompetenzen auch von der GPM in den Weiterbildungen vorangetrieben werden sollten. Aber da muss man vielleicht vorsichtig sein; ich bin nicht sicher, ob eine Studie dazu viel mehr wird leisten können, als wir dazu im täglichen Austausch mit der Praxis aufnehmen. Aber ob die Träger/innen von Zertifikaten ihren Kollegen/innen eine Zertifizierung empfehlen, das würde mich schon interessieren.
Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen und uns viel Erfolg für die Untersuchung.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
Kommentare
25.01.2024 – 19:13
Rita Ronken
Ich habe bei Ihrer Umfrage mitgemacht und würde gerne die Ergebnisse erhalten.
Vielen Dank.
Rita Ronken
25.01.2024 – 19:13
Hans Knöpfel
Der Nutzen der Zertifizierung hat nicht nur einen Bezug zur Weiterbildung, obwohl diese auch sehr wichtig (und durch die GPM heute beeinflussbar) ist. Ein zweiter auch sehr wichtiger Bereich ist, ob die Zertifizierung wesentliche Erfahrungen ausreichend und richtig erfasst. Drittens spielt eine Rolle, für welche Aufgaben, Zuständigkeiten und Verantwortungen die Zertifizierten effektiv längerfristig eingesetzt werden und diese effektiv wahrnehmen. Studien darüber wären zusätzlich nötig, um den Nutzen der Zertifizierung zu beurteilen. Der vorliegende Vorschlag ist durchaus gut, wenn man sich bewusst ist, dass damit nur der Einflussbereich der Weiterbildung gemeint ist.