Katja Bäumel
– 23.04.2025Was Mitarbeitende wollen – Erwartungen und No-Gos im Job 2025
Was macht einen Arbeitsplatz heute wirklich attraktiv? Die HR-Studie 2025 von Factorial beleuchtet, was Mitarbeitenden in Deutschland bei ihrer Arbeit wichtig ist. Dabei geht es nicht nur um harte Fakten wie das Gehalt, sondern um tiefere Bedürfnisse: Sinnhaftigkeit, Flexibilität, Wertschätzung und ein gutes Arbeitsklima stehen im Mittelpunkt. Unternehmen, die langfristig Mitarbeitende binden wollen, müssen sich mit genau diesen Fragen auseinandersetzen – und dürfen dabei nicht länger auf Standardrezepte setzen.
Gehalt bleibt wichtig – aber ist nicht mehr alles
Ein gutes Gehalt ist nach wie vor ein starkes Argument für einen Jobwechsel oder Verbleib im Unternehmen. Besonders Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger schätzen finanzielle Sicherheit, oft als Ausgangspunkt für persönliche Unabhängigkeit oder Lebensplanung. Doch sobald ein gewisses Maß an Einkommen erreicht ist, verändern sich die Prioritäten. Dann stehen andere Fragen im Raum: Passt mein Job zu meinem Leben? Habe ich Zeit für Familie, Hobbys oder Weiterentwicklung?
Das bedeutet nicht, dass Geld an Bedeutung verliert – vielmehr rückt es in den Hintergrund, wenn andere Grundbedürfnisse nicht erfüllt sind. Unternehmen, die glauben, allein über Gehalt punkten zu können, greifen daher zu kurz. Viel wichtiger ist das Gesamtpaket.
Der Wunsch nach Sinn wächst mit der Berufserfahrung
Arbeit soll mehr sein als reine Pflichterfüllung – das wird mit zunehmender Berufserfahrung immer klarer. Wer viele Jahre im Berufsleben steht, reflektiert stärker, wofür die eigene Zeit und Energie eingesetzt wird. Das zeigt sich besonders bei älteren Beschäftigten, die Sinnhaftigkeit oder spannende Aufgaben oft als entscheidend erleben.
Sinn kann dabei vieles bedeuten: einen gesellschaftlichen Beitrag leisten, persönliche Interessen einbringen, etwas bewegen oder kreativ sein dürfen. Arbeitgeber, die hier Orientierung bieten – sei es durch sinnstiftende Projekte oder ein Unternehmensziel, das über reinen Profit hinausgeht – treffen bei vielen einen Nerv.
Belastung entsteht dort, wo Kommunikation fehlt
Stress im Job ist selten nur eine Frage von zu vielen Aufgaben. Häufig ist es das Zwischenmenschliche, das belastet: mangelnde Abstimmung, unausgesprochene Erwartungen oder Konflikte im Team. Gerade jüngere Generationen sind besonders sensibel für eine gute Kommunikationskultur – und reagieren schnell, wenn diese fehlt.
Auch strukturelle Faktoren wie lange Arbeitszeiten oder Druck durch Fristen spielen eine Rolle, aber das Klima im Team entscheidet oft darüber, ob Belastung als Herausforderung oder als Überforderung erlebt wird. Führungskräfte sind hier besonders gefragt: Wer transparent kommuniziert, zuhört und Konflikte früh erkennt, kann viel Druck herausnehmen.
Flexibilität muss zum Leben passen
Flexibilität wird oft mit Homeoffice gleichgesetzt – doch die Studie zeigt: Es geht den Menschen vor allem um individuelle Gestaltungsspielräume. Manche wünschen sich feste Strukturen, andere wollen ihre Arbeitszeit frei einteilen. Wieder andere träumen von der Vier-Tage-Woche oder von mehr Zeit für Familie und Ehrenamt.
Dabei zeigt sich auch: Flexibilität ist nicht nur ein „Nice to have“, sondern ein echter Wettbewerbsvorteil im Kampf um Fachkräfte. Wer Lebensrealitäten anerkennt – von der jungen Mutter bis zum pflegenden Angehörigen – signalisiert Wertschätzung auf Augenhöhe.
Arbeitsklima: Der unterschätzte Kündigungsgrund
Wenig wird in Stellenausschreibungen so oft versprochen, und doch ist es selten spürbar: ein gutes Team, eine angenehme Atmosphäre, ein respektvoller Umgang. Dabei ist genau das für viele Mitarbeitende ein Hauptgrund, zu bleiben – oder zu gehen. Ein toxisches Klima kann auf Dauer krank machen und zu innerer Kündigung führen.
Ausschlaggebend sind nicht die Hierarchieebenen oder das Organigramm, sondern der Alltag: Wird Leistung gesehen? Gibt es ehrliches Feedback? Werden Erfolge gefeiert und Fehler gemeinsam getragen? Unternehmen, die ein positives Arbeitsklima pflegen, schaffen ein Umfeld, in dem Menschen gerne ihr Bestes geben.
Werte zählen mehr als der große Name
Die Bekanntheit eines Unternehmens mag kurzfristig beeindrucken – aber bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber spielen andere Faktoren die Hauptrolle. Viele möchten sich mit der Haltung des Unternehmens identifizieren können: Wie geht es mit gesellschaftlicher Verantwortung um? Wie steht es zu Diversität, Nachhaltigkeit oder Transparenz?
Gerade jüngere Beschäftigte und die sogenannte Generation X legen Wert darauf, dass die Unternehmenskultur mit den eigenen Werten übereinstimmt. Wer hier klar kommuniziert und glaubwürdige Maßnahmen ergreift, gewinnt Vertrauen – und langfristige Loyalität.
Benefits: Was wirklich ankommt
Nicht alles, was unter „Benefits“ läuft, überzeugt in der Praxis. Während kreative Teamevents oder Obstkörbe gerne kommuniziert werden, schätzen Beschäftigte vor allem Angebote, die ihnen konkret helfen: finanzielle Extras, Weiterbildungsmöglichkeiten oder eine gute Altersvorsorge.
Dabei zeigt sich auch: Die Bedürfnisse unterscheiden sich je nach Lebensphase. Jüngere Mitarbeitende wünschen sich oft Entwicklungsmöglichkeiten, während erfahrene Kräfte mehr Wert auf Sicherheit und Stabilität legen. Wer Benefits gezielt gestaltet, statt auf Gießkannenprinzip zu setzen, erreicht mehr.
Fazit: Nicht überreden – überzeugen
Die HR-Studie 2025 macht deutlich: Mitarbeitende suchen mehr als nur einen Job. Sie wollen eine Aufgabe, die zu ihrem Leben passt – inhaltlich, zeitlich und menschlich. Unternehmen, die zuhören, ernst nehmen und mitdenken, haben gute Chancen, im Wettbewerb um Talente zu bestehen. Die Zukunft gehört denen, die Arbeitsbedingungen nicht nur verwalten, sondern gestalten.
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