Martina Baehr 

– 22.08.2019

Welche Rolle spielt der Mensch im Kulturwandel? – Teil 4: Im Interview mit Nadine Nobile

Der Project Culture Day findet am 20. September 2019 erstmalig in Essen statt. Zum Start in den Tag gibt es eine Podiumsdiskussion zum Thema Kulturwandel in Unternehmen.Im Vorfeld haben wir mit den Podiumsdiskussionsteilnehmern Interviews geführt, die wir Ihnen auf diesem Blog vorstellen. Heute: Nadine Nobile.

„Potentiale erkennen und Entfaltung ermöglichen!“, das ist der Leitsatz von Nadine Nobile. Die Gründerin und Geschäftsführerin von CO:X begleitet Organisationen in Veränderung. Die Erschließung vorhandener Potentiale, Talente und Erfahrungen ist ihr dabei ein besonderes Anliegen. 2017 initiierte Nadine  Nobile  das virtuelle Netzwerk „New Work Women“. Gerade ist ihr erstes Buch mit dem Titel „New Pay“ erschienen. Darin widmet sie sich mit ihren Co-Autoren alternativen Arbeits- und Vergütungsmodellen aus der Unternehmenspraxis.

„Doch eine zunehmende Anzahl von Organisationen begreift den Kulturwandel als das was er ist, einen Wandel an Werten, Haltungen und Paradigmen. Diese lassen sich nicht als einfaches Update installieren, sondern bedürfen neuer Verhaltens- und Denkweisen.“

Nadine Nobile

Welchen Stellenwert hat für Sie das Thema Kulturwandel im Kontext der Veränderung der Arbeitswelt generell?

Kulturwandel ist ein stetiger Prozess. Die Gesellschaft wandelt sich und mit ihr Menschen und auch Unternehmen. Die Geschwindigkeit gesellschaftlicher, technologischer und ökonomischer Veränderungen erfordert aus meiner Sicht einen zunehmenden Bedarf, diesen Kulturwandel bewusst zu gestalten und herbeizuführen.

Nehmen wir als Beispiel die Einführung digitaler Kollaborationstools. Früher reichte bei der Einführung neuer Software eine Schulung. Doch digitale Kollaborationstools brauchen mehr. Neben der Erklärung technischer Funktionalitäten werden auch gemeinsame Kommunikationsregeln notwendig. Gleichzeitig bedürfen diese Tools die Bereitschaft bereichs- wie hierarchieübergreifend zu interagieren. Denn nur dann entfalten sie ihr volles Potential.

Deshalb ist ein Kulturwandel nicht nur wünschenswert, sondern geradezu Voraussetzung für die erfolgreiche Etablierung neuer Tools.
 

Wie erleben Sie persönlich das Thema Kulturwandel bei Ihrer Arbeit in den Unternehmen/in Ihrem Unternehmen?

Ich erlebe den Kulturwandel in Organisationen sehr unterschiedlich. Auf der einen Seite gibt es die Unternehmen, die den Kulturwandel hauptsächlich durch neue Tools und Methoden herbei beschwören wollen. Ein Unterfangen, bei dem der Kulturwandel oft versandet oder noch schlimmer zu Frustration und Zynismus bei den Beschäftigten führt.

Doch eine zunehmende Anzahl von Organisationen begreift den Kulturwandel als das was er ist, einen Wandel an Werten, Haltungen und Paradigmen. Diese lassen sich nicht als einfaches Update installieren sondern bedürfen neuer Verhaltens- und Denkweisen, die eingeübt, vorgelebt und vor allem immer wieder reflektiert werden müssen.

 

 Wo sehen Sie die größten Herausforderungen, um den Kulturwandel in den Unternehmen zu  gestalten?

Da sind vor allem zwei Aspekte, die ich als besonders herausfordernd sehe. Zum einen ist es geradezu unumgänglich, dass alle Führungsebenen begreifen, dass sie Teil der Veränderung sind. Doch leider gilt in vielen Managementebenen immer noch: „Wasch mich, aber mach mich nicht nass!“ So klappt aber kein Kulturwandel. Das bestehende System richtet sich in einem hierarchisch geprägten Unternehmen immer am (Top-)Management aus.

Ein weiterer kritischer Aspekt ist, dass Menschen in Unsicherheit dazu neigen, bestehende Rezepte und Lösungen zu übernehmen oder auf Strategien zurück zu greifen, mit denen sie in der Vergangenheit bereits erfolgreich waren. Doch die Zeit der Blaupausen ist vorbei. Was es braucht sind Ansätze, die einen organisationsspezifischen Kulturwandelprozess anstoßen und befördern, der sich an der Zukunft ausrichtet.

 

Haben Sie einen speziellen Tipp für unsere Leser, was sie selbst zu einem positiven Wandel beitragen können?

Veränderung beginnt immer bei einem selbst. Das klingt erst mal unsexy. Vielleicht verdreht der eine oder die andere beim Lesen sogar direkt die Augen. Denn irgendwie klingt es nach Pflicht und Last, bei sich selbst anzufangen. Doch mein Blick auf meine persönliche Veränderung ist eine andere.

Denn ich begreife mich selbst als Zukunftsgestalterin. Und dazu möchte ich auch alle Leserinnen und Leser einladen: Welche Zukunft soll sich vor Dir entfalten? In was für einer (Arbeits-)Welt möchtest Du wirken? Welches Anliegen möchtest Du vorantreiben? Und was musst Du dafür selbst in Angriff nehmen? Fragen, auf die jede und jeder Einzelne die Antworten bereits in sich trägt.

 

Sie werden ja als Teilnehmer bei dem anschließenden Open-Space auf dem Project Culture Day dabei sein, worüber wir uns sehr freuen. Was möchten Sie beitragen bzw. worüber möchten Sie gerne mit den anderen Teilnehmern diskutieren?

Es sind zwei Themen, die mich aktuell sehr intensiv beschäftigen. Da ist zum einen das Thema wie bringen wir Potentiale und Stärken zur vollen Entfaltung. Hier erlebe ich in vielen Gesprächen immer noch, dass die Sozialisation und Prägung durch unser Bildungssystem eher hemmt als fördert. Ich würde gerne ein paar Erkenntnisse und Recherchen aus unserem Netzwerk New Work Women teilen und diskutieren.

Auf der anderen Seite treibt mich derzeit das Thema „New Pay“ um. Hier steht die Frage im Mittelpunkt: Wie sieht eigentlich Vergütung aus, wenn man „New Work“ konsequent zu Ende denkt. Auch hier kann ich gerne ein paar Erkenntnisse aus meinem Buch „New Pay – Alternative Arbeits- und Entlohnungsmodelle“ teilen und einen Erfahrungs- und Ideentausch anbieten. In jedem Fall freue ich mich heute schon auf die vielfältigen Gespräche und Diskussionen im Unperfekthaus in Essen.

Herzlichen Dank für das Interview.

 

Gerne laden wir Sie zum Project Culture Day am 20. September im Unperfekthaus in Essen ein.

Angeregt durch eine Podiumsdiskussion, bietet der Project Culture Day mit dem Format eines Open Space den Raum auf das Wissen und die Erfahrung anderer zu treffen und sich austauschen.

Wir freuen uns auf rege Diskussionen und viele außergewöhnliche Impulse. Anmeldung und weitere Information auf der Veranstaltungsseite.

Martina Baehr, PM Expertinnen, Arbeitsgruppe Project Culture Day

Hier geht es zu den weiteren Interviews:

 

 

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Martina Baehr

Martina Baehr ist Mitglied des Leitungsteams der GPM Regionalgruppe Köln/Bonn und bei den PM-Expertinnen. Sie ist Inhaberin von Projektmanagement plus. Als Projektbegleiterin und MIndset-Coach unterstützt Sie Projektmanager, Führungskräfte, Unternehmer und Teams dabei ihre Projekte kraftvoll und entspannt zum Erfolg zu bringen. Sie verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Leitung großer Reorganisations- und IT-Projekte.


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Martina Baehr ist Mitglied des Leitungsteams der GPM Regionalgruppe Köln/Bonn und bei den PM-Expertinnen. Sie ist Inhaberin von Projektmanagement plus. Als Projektbegleiterin und MIndset-Coach unterstützt Sie Projektmanager, Führungskräfte, Unternehmer und Teams dabei ihre Projekte kraftvoll und entspannt zum Erfolg zu bringen. Sie verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Leitung großer Reorganisations- und IT-Projekte.