GPM
– 28.04.2025Wertebasiertes Projektmanagement: Der Schlüssel für nachhaltige Projekte
Projekte sind der zentrale Hebel, um die großen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Ob Klimaschutz, Digitalisierung oder gesellschaftlicher Wandel – ohne gut geführte Projekte bleiben viele Strategien wirkungslos. Doch klassische Projektmanagement-Methoden stoßen zunehmend an ihre Grenzen. Ein Ansatz, der auf Werten, Nachhaltigkeit und echter Beteiligung basiert, wird zur neuen Notwendigkeit: das wertebasierte Projektmanagement.
Warum klassische Ansätze nicht mehr ausreichen
In einer Welt, die zunehmend von Ressourcenknappheit, Klimawandel und sozialen Ungleichheiten geprägt ist, stoßen traditionelle Projektmanagementmethoden an ihre Grenzen. Erfolg wird in klassischen Ansätzen oft ausschließlich an der Einhaltung von Zeit, Budget und Qualitätsvorgaben gemessen. Doch diese Kriterien greifen heute zu kurz.
Klassische Strukturen mit starren Prozessen und hierarchischen Entscheidungswegen können der Komplexität und Dynamik globaler Herausforderungen nicht mehr gerecht werden. Projekte müssen heute mehr leisten: Sie müssen ihre langfristigen Auswirkungen auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft konsequent berücksichtigen und aktiv gestalten.
Was bedeutet wertebasiertes Projektmanagement?
Wertebasiertes Projektmanagement (Value-based Project Management) richtet Projekte konsequent an ethischen Prinzipien, Nachhaltigkeit und langfristiger Wirkung aus. Es stellt den Menschen in den Mittelpunkt und erkennt kulturelle Unterschiede sowie individuelle Motivationen als Potenziale an.
Werte wie Vertrauen, Integrität, Fairness, Respekt und Verantwortung prägen sowohl die Führung als auch die Zusammenarbeit im Projektteam. Der Fokus verschiebt sich: Vom reinen Management der Stakeholder zu einem Management für Stakeholder, bei dem ihre Bedürfnisse, Werte und Interessen aktiv in die Projektgestaltung einfließen.
Projekte werden damit nicht nur als Mittel zur Zielerreichung betrachtet, sondern als Prozesse, die langfristigen Nutzen für alle Beteiligten und die Gesellschaft erzeugen sollen.
Das Konzept des ViPM: Wertebasiertes, integrales Projektmanagement
Der Ansatz des wertebasierten, integralen Initiativen- und Projektmanagements (ViPM) geht noch einen Schritt weiter. ViPM kombiniert klassische Projektmanagementtechniken mit einem werteorientierten und ganzheitlichen Blick auf Projekte.
Die vier Dimensionen von ViPM
ViPM gestaltet Projekte entlang von vier zentralen Dimensionen:
- Mindset: Die Projektkultur basiert auf einem nachhaltigen, menschenzentrierten Denken. Führungskräfte vertrauen auf die intrinsische Motivation der Teammitglieder (Theorie Y) und fördern Selbstorganisation und Eigenverantwortung.
- Kultur: Unterschiedliche Wertesysteme, kulturelle Prägungen und individuelle Stärken werden bewusst integriert. Der respektvolle Umgang miteinander schafft ein Umfeld, das Kreativität und nachhaltige Lösungen fördert.
- Kompetenzen: Neben klassischem Fachwissen werden Kompetenzen in Moderation, partizipativer Entscheidungsfindung, Konfliktlösung und interkultureller Kommunikation gezielt entwickelt.
- Systeme: Projekte nutzen digitale Plattformen, partizipative Tools und transparente Kommunikationsprozesse, um Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu ermöglichen – sowohl lokal als auch global.
Erfolg neu definiert
Im ViPM-Ansatz wird der Projekterfolg neu bewertet: Nicht nur Zeit, Kosten und Qualität zählen, sondern auch:
- Die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen (z. B. im Sinne der ESG-Kriterien oder der 17 SDGs),
- die kulturelle und ethische Qualität der Zusammenarbeit,
- die langfristigen Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt.
Statt eines traditionellen „magischen Dreiecks“ aus Zeit, Kosten und Qualität entsteht eine „Doppelpyramide“, die auch Kultur und Nachhaltigkeit umfasst.
Zusammenarbeit auf einer neuen Ebene
ViPM setzt auf kooperative Ansätze wie Soziokratie, Deep Democracy und Multi-Stakeholder-Partnerships. Statt Stakeholder nur zu verwalten, werden sie aktiv eingebunden und befähigt, gemeinsam nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Dadurch entstehen belastbare Vertrauensstrukturen und ein neues Verständnis von Projektarbeit als gemeinschaftlicher Wertschöpfungsprozess.
Digitale Technologien unterstützen diesen Wandel, indem sie Kommunikation erleichtern und globale Zusammenarbeit ermöglichen. Dennoch bleibt der menschliche Faktor – Wertschätzung, Vertrauen und geteilte Verantwortung – das Herzstück von ViPM.
Fazit: Wertebasiertes Projektmanagement als Zukunftsmodell
Angesichts der globalen Herausforderungen wird deutlich: Nur ein wertebasiertes Projektmanagement kann Projekte so gestalten, dass sie nicht nur kurzfristig erfolgreich, sondern langfristig wirksam und verantwortungsvoll sind. ViPM bietet dafür einen strukturierten Ansatz, der traditionelle Methoden sinnvoll erweitert und neue Perspektiven eröffnet. Wer Projekte heute nachhaltig gestalten will, kommt an diesem Paradigmenwechsel nicht vorbei.
Dieser Beitrag basiert auf dem Artikel "Ein neues Projektmanagement braucht die Welt" von Hendrik Backerra, Robin Aden und Clemens Drilling, erschienen in der PM AKTUELL, Ausgabe 03/2022. Mehr über das Fachmagazin der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e. V. erfahren Sie hier.
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