– 17.02.2023

Wie man in einer virtuellen Welt die Mitarbeiter vernetzt und Teams motiviert

Wie wichtig sind persönliche Verbindungen in einer zunehmend hybriden Arbeitslandschaft? Sehr! Vor allem, weil es sie immer seltener gibt.  

Ich verbringe viel Zeit damit, über das persönliche Miteinander in Unternehmen nachzudenken – mich damit zu beschäftigen, wie Menschen auch über Distanzen hinweg zu einem Team heranreifen können. Dabei spielen nicht nur Team-to-Top-Aspekte eine Rolle, sondern auch funktionsübergreifenden Idea-to-Impact-Dimensionen von Connected Work. Alles dreht sich um die Frage: Wie lassen sich die zwischenmenschlichen Beziehungen, die unser Arbeitsleben so bereichern, unter den heutigen Voraussetzungen fördern?

Es sind die Folgen der Pandemie, die unser Arbeitsumfeld so grundlegend verändert haben. Sie wirkte wie ein ungeplantes soziales Experiment – ein unbeabsichtigter Test, der die Lebens- und Funktionsfähigkeit von Teams, die sich aus vereinzelt arbeitenden Menschen zusammensetzen, auf den Prüfstand gestellt hat. Bis zum damaligen Zeitpunkt war die Frage, ob Arbeitnehmer produktiv sein würden, wenn sie von zu Hause aus arbeiten, weitestgehend hypothetisch. Durch Corona aber wurde das Szenario schnell Realität, und zwar in einem viel größeren Maß, als irgendjemand hätte vorhersagen können. 

Was wir aus der zurückliegenden Zeit gelernt haben, ist, dass Menschen zu Hause genauso produktiv sein können wie im Büro. Tatsächlich ergab eine Studie von Owl Labs aus dem Jahr 2021, dass nur 1 Prozent der befragten Arbeitnehmer angaben, weniger produktiv zu sein, wenn sie von den Kollegen räumlich getrennt in einer anderen Umgebung arbeiten.

Wir haben auch gelernt, dass unterschiedliche Arbeitsmöglichkeiten sowohl dem Arbeitnehmer als auch dem Arbeitgeber zugutekommen können:

1. Mitarbeiter genießen mehr Flexibilität, Work-Life-Balance und die Möglichkeit, mehr Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen.

2. Arbeitgeber können aus einem größeren Talente-Pool wählen, Bürokosten senken und die neue Flexibilität als Rekrutierungsinstrument nutzen.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Vorteile eines persönlichen Treffens mit Kollegen irrelevant sind.  Im Gegenteil: Oft sind Face-to-Face-Meetings effektiver als alles andere. Das hat seinen Grund:


Büros müssen hybride Zusammenarbeit unterstützen


Es besteht also großer Evolutionsbedarf – sowohl in der Nutzung der Büroräume vor Ort, als auch in der Art und Weise – wie wir Face-to-Face miteinander umgehen. Viele Bürogebäude wurden für die individuelle Arbeit und gelegentliche Treffen kleiner Gruppen konzipiert. Allerdings sind sie nicht für diese Art hybrider Interaktion geeignet. 

Nahtlose Konnektivität, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Büros, ist für eine funktionierende Hybridumgebung unerlässlich. Die Realität aber sieht anders aus. Die meisten Büros sind nicht für Meetings aus einer Mischung persönlicher und virtueller Teilnehmer konzipiert. Um die Anforderungen einer hybrid arbeitenden Belegschaft zu erfüllen, müssen Bürokonzepte überdacht werden. Es geht darum, sowohl für persönliche als auch für virtuelle Meetings optimal ausgestattet zu sein. Flexible Bürodesign-Elemente, wie bewegliche Wände, die die Raumgröße an die Bedürfnisse der Gruppe anpassen können, sind eine großartige Möglichkeit, die Funktionalität bestehender Räume zu erhöhen. Die Aktualisierung von Hard- und Software für Videokonferenzen kann ebenfalls einen großen Beitrag leisten.


Persönliche Meetings zielgerichteter gestalten


Mitarbeiter profitieren am meisten von persönlichen Treffen, wenn diese möglichst ergebnisorientiert sind. Unternehmen, die erwarten, dass Mitarbeiter ins Büro fahren, nur damit sie den ganzen Tag ruhig Seite an Seite arbeiten, sind mehr in der Theorie verhaftet als in der Praxis. Unternehmen, die ihren Angestellten ein Maximum an Flexibilität bieten, stellen möglicherweise fest, dass manchmal nur eine Person im Büro ist, welche sich aber virtuell mit den Kollegen austauscht.   

Eines sollte man sich merken: Persönliche Treffen sind die wertvollsten Impulsgeber für wichtige Aufgaben und Aktivitäten. Bei uns blüht unser Führungsteam bei den persönlichen Meetings immer besonders auf. Dieses Format hilft uns, über die Vergangenheit nachzudenken und die Zukunft zu planen. Ich lerne sehr viel über meine Kolleginnen und Kollegen, ihr Selbstverständnis und ihre Herangehensweisen während dieser Meetups – vor allem, wenn dabei nicht (technisch) gearbeitet wird. Die wertvollsten Gespräche finden in der Regel dann statt, wenn wir außerhalb unserer üblichen Muster und Strukturen agieren – wie bei einer Gruppenwanderung oder wenn wir zusammen essen gehen. 

Eine meiner liebsten neuen Traditionen: die Initiative "Force for Good". Dabei ermutigen wir alle Mitarbeiter, sich zusammenzuschließen und sich freiwillig für eine Wohltätigkeitsorganisation zu engagieren. Teams werden angespornt, sich zu treffen, den Tag damit zu verbringen, sich besser kennenzulernen und etwas auf Basis ehrenamtlicher Mitarbeit zurückzugeben. Oft lernen Teammitglieder während dieser freiwilligen Arbeit Menschen aus anderen Unternehmensbereichen kennen, die sie sonst vielleicht nie getroffen hätten. Es ist schwer zu sagen, wer am meisten davon profitiert – die Wohltätigkeitsorganisationen oder die Mitarbeiter, die das Gefühl der Verbundenheit und Zusammengehörigkeit erleben. 


Unternehmenskultur funktioniert nicht „via Bildschirm“  


Die Learnings der Remote-Arbeit sind absolut unterschiedlich. Während sich vielleicht ein Elternteil von drei Kindern seiner Familie verbundener fühlt, kann es sein, dass sich Singles in den 20ern, in ihrem Homeoffice isoliert fühlen. Uns geht etwas verloren, wenn wir uns über eine längere Zeit nicht persönlich sehen – und das gilt sogar für diejenigen, die ihre Remote-Arbeit lieben. Es gibt etwas an der Verbindung zwischen Menschen, dass passiert, wenn wir anderen persönlich begegnen und das fehlt uns bei der Kommunikation über einen Bildschirm. Das lässt sich nicht einfach durch das Tragen eines T-Shirts mit einem Firmenlogo eliminieren. 

Fakt ist, dass Menschen komplexe Kreaturen mit mentalen, emotionalen und sozialen Bedürfnissen sind. Und diese Bedürfnisse scheinen äußerst differenziert zu sein, als dass sie auf Dauer durch die Arbeit von zu Hause ausbefriedigt werden könnten.


Vernetztes Arbeiten = Vernetzte Menschen


Wenn Teams im ganzen Land oder sogar global verteilt sind, ist der Aufbau sinnvoller, nachhaltiger Beziehungen von entscheidender Bedeutung. Die letzten Jahre haben uns gelehrt, wie wichtig es ist, menschliche Brücken zu bauen und dafür die digitalen Möglichkeiten zu nutzen. Arbeit bedeutet auch, Menschen zusammenzubringen. Es entstehen neue und besondere Werte, wenn Menschen zusammenkommen. Wir müssen deshalb überdenken, wann, wo und wie wir uns treffen. Das gilt sowohl für virtuelle als auch persönliche Meetings. Aber eines ist sicher: Unser Bedürfnis, mit anderen zu interagieren und sich zu verbinden, wird nicht so schnell verschwinden. 


Auch Videokonferenzen haben ihre Grenzen


Selbst mit der besten Videokonferenzsoftware wohnt jeder Online-Kommunikation eine Barriere inne. Es ist beispielsweise schwierig einzuschätzen, ob es angebracht ist, während eines Video-Calls den Sprecher zu unterbrechen und eigene Gedanken beizutragen. Bei einem Präsenz-Meeting ist das in der Regel leichter zu entscheiden. Ein Video-Call erfordert weniger von uns selbst als ein persönliches Treffen. Die Folge: Wir müssen weniger geistig präsent sein als bei einem Face-to-Face-Meeting. 


Das Büro – nicht immer der optimale Ort für individuelle Arbeit


Die OwlLabs-Umfrage ergab, dass nur 36 Prozent der Mitarbeiter glauben, dass das Büro der beste Ort fürindividuelle Arbeit ist. Mitarbeiter, die nur eine Internetverbindung benötigen und sich auf ihre Arbeit konzentrieren können, werden durch die Büroumgebung abgelenkt. Es gibt Mitarbeiter, die sich in einer Remote-Arbeitsumgebung wohler fühlen, die in der Lage sind, ihre eigene Zeit zu verwalten und gestalten, um ihre Arbeit so besser zu erledigen, als wenn ihnen ein Manager im Nacken sitzt. Sie fühlen sich jedoch mehr einbezogen, wenn sie im Büro sind – allerdings nur dann, wenn sie nicht gezwungen sind, Vollzeit dort zu sein.


Manchmal ist Face-to-Face besser


Es gibt bestimmte Aspekte der Zusammenarbeit – Brainstormings, Planungen, heikle Gespräche, etc. – die am besten von Angesicht zu Angesicht geführt werden. Das kenne ich auch aus meinem Arbeitsleben. Hier trifft sich einmal monatlich das Führungsteam persönlich – obwohl alle von weit her kommen. Diese gemeinsame Zeit hilft uns, Vertrauen aufzubauen und Gespräche zu führen, die davon profitieren, auf die „altmodische Weise" zusammen zu sein.

So fortschrittlich Videokonferenzen auch sein können – und wir verwenden sie ständig – ist es etwas besonders Verbindendes, sich persönlich zu sehen: Hier kommen Komponenten wie die Körpersprache und echte Reaktionen des Gegenübers, ohne Filter oder Stummschalttaste hinzu. Es scheint deshalb, dass ein hybrider Ansatz, bei dem die Mitarbeiter die Flexibilität haben, die sie benötigen, für alle Beteiligten das Beste ist.

Verena Bergfors leitet bei Planview seit über 5 Jahren das Marketing EMEA und ist sowohl Certified SAFe® 5 Agilist als auch zertifizierte Projektmanagerin. Bergfors hat in Konstanz Wirtschaftssinologie studiert, danach 7 Jahre in Shanghai gearbeitet und lebt seit über 10 Jahren in Stockholm.


Verena Bergfors leitet bei Planview seit über 5 Jahren das Marketing EMEA und ist sowohl Certified SAFe® 5 Agilist als auch zertifizierte Projektmanagerin. Bergfors hat in Konstanz Wirtschaftssinologie studiert, danach 7 Jahre in Shanghai gearbeitet und lebt seit über 10 Jahren in Stockholm.


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