Wie Projektmanagement in Vereinen helfen kann

Deutschland ist ein Land der Vereine. Mit über 600.000 eingetragenen Vereinen engagieren sich Millionen Menschen in ihrer Freizeit ehrenamtlich, um Sport zu fördern, Kultur zu erhalten, soziale Projekte umzusetzen oder die Natur zu schützen. Das zivilgesellschaftliche Engagement ist das Rückgrat einer lebendigen Demokratie – ohne Freiwillige würde vieles stillstehen, von der Freiwilligen Feuerwehr bis zum örtlichen Musikverein. Doch so bewundernswert das Engagement ist: Vereine stehen oft vor denselben Herausforderungen wie Unternehmen oder öffentliche Institutionen – nur ohne professionelle Strukturen oder bezahltes Management. 

Gerade dort, wo Leidenschaft auf Ehrenamt trifft, entstehen manchmal die größten Herausforderungen. Wer schon einmal in einem Vereinsvorstand tätig war, kennt das Dilemma: Die einen möchten alles bis ins kleinste Detail planen, die anderen setzen auf Spontanität. Sitzungen ziehen sich endlos hin, weil sich niemand traut, ein Machtwort zu sprechen. Pläne entstehen, aber keiner fühlt sich verantwortlich. Am Ende laufen Projekte entweder ins Leere – oder landen bei der einen Person, die immer alles macht. Ein Szenario, das wohl viele Ehrenamtliche kennen. 

Ein Klassiker sind Vereinsfeste: Wochenlang wird diskutiert, wer sich um den Getränkestand kümmert, bis in letzter Minute hektisch Bierbänke organisiert werden. Oder die Nachwuchsgewinnung: Es gibt zahllose Ideen, aber keine Strategie, und am Ende bleiben dieselben drei Personen für alles verantwortlich. Und dann sind da noch die berühmt-berüchtigten E-Mail-Ketten, die sich über Wochen ziehen, weil sich niemand traut, eine Entscheidung zu treffen. Das alles kostet Zeit, Nerven – und führt oft zu Frustration, die dem Vereinsleben schadet. 

5 Werkzeuge aus dem Projektmanagement, die Vereinen wirklich helfen

Es gibt bewährte Methoden, um solche Probleme zu entschärfen. Projektmanagement ist kein Hexenwerk und kann gerade in Vereinen helfen, Ehrenamt effizienter zu organisieren, ohne den Spaß am Engagement zu verlieren. Hier sind einige Ansätze, die sich besonders bewährt haben: 

1. Klare Ziele setzen 

Es klingt banal, wird aber oft übersehen: Ein Projekt braucht ein klares Ziel. Ob es um die Organisation eines Sommerfests geht oder um den Bau eines neuen Vereinsheims – am Anfang sollte immer die Frage stehen: Was wollen wir erreichen, und bis wann? Statt sich in Details zu verlieren, hilft es, eine prägnante Zielformulierung zu entwickeln, an der sich alle orientieren können. Projektmanager fassen dies mit dem Stichwort „Scope“ zusammen, zu deutsch Projektumfang oder Leistungsumfang. Dabei legen Projektmanager die Ziele, Fristen und angestrebten Ergebnisse ist. Der „Scope“ hilft also dabei, die wesentlichen Aufgaben zu definieren und das zentrale Ziel im Blick zu behalten – oder mit anderen Worten: Die vielen „Nice to have“-Nebenaspekte aus dem Blickfeld zu beseitigen. 

2. Rollen und Verantwortlichkeiten definieren 

Vereine leiden oft unter dem „Jeder-macht-irgendwas“-Prinzip. Projektmanagement hilft, klare Zuständigkeiten zu schaffen. Eine einfache Methode ist die RACI-Matrix: Wer ist verantwortlich (Responsible), wer trifft Entscheidungen (Accountable), wer wird konsultiert (Consulted), und wer wird informiert (Informed)? So lassen sich Aufgaben verteilen, ohne dass sich alle überall einmischen müssen. 

3. Agil bleiben 

Nicht jeder Verein braucht einen starren Fünf-Jahres-Plan. Stattdessen hilft ein agiler Ansatz: Regelmäßige kurze Treffen („Stand-ups“) statt endloser Sitzungen, ein Kanban-Board für anstehende Aufgaben und eine Kultur, in der Probleme frühzeitig angesprochen werden. So bleibt das Team flexibel und kann schneller auf Veränderungen reagieren. 

4. Die 80/20-Regel nutzen 

Perfektionismus ist in Vereinen oft ein Problem. Wer alles bis ins Detail durchplanen will, kommt oft nicht ins Handeln. Die 80/20-Regel (Pareto-Prinzip) hilft: 80 % des Ergebnisses lassen sich oft mit 20 % des Aufwands erzielen. Statt ewig zu diskutieren, welcher Flyer am besten aussieht, sollte man lieber mit einer guten Lösung starten – und bei Bedarf später nachbessern. 

5. Entscheidungen effizient treffen

Ein Hauptproblem vieler Vereine ist der Entscheidungsstau. Oft wird gewartet, bis alle zustimmen – was dazu führt, dass am Ende nichts passiert. Ein einfacher Trick: Delegierte Entscheidungen. Nicht jede Frage muss im Plenum diskutiert werden. Stattdessen sollten klare Entscheidungsbefugnisse definiert werden, damit Projekte nicht im Sand verlaufen. 

Diese fünf Beispiele machen deutlich: Projektmanagement ist keine Raketenwissenschaft – sie kann ganz unkompliziert und lebensnah auch in alltäglichen Situationen wie der Vereinsarbeit nützlich sein. Projektmanagement wird nicht alle Probleme des Vereinslebens lösen, ehrenamtliche Arbeit wird immer ein Stück weit chaotisch bleiben – und das ist auch gut so. Denn gerade dieses spontane Engagement macht Vereine lebendig. Doch mit ein wenig Projektmanagement lassen sich viele Stolpersteine umgehen, ohne dass der Spaß verloren geht. Und am Ende bleibt mehr Zeit für das, was wirklich zählt: die gemeinsame Sache. 

Sebastian Wieschowski ist PR-Manager mit dem Schwerpunkt „Redaktion und Kampagnensteuerung“ in der Marketing- und PR-Abteilung der GPM. Als ausgebildeter Journalist und leidenschaftlicher Autor hat er es sich zur Aufgabe gemacht, komplexe Themen verständlich und anschaulich zu vermitteln – beispielsweise den Mehrwert von Projektmanagement für die Gesellschaft und den Alltag.


Sebastian Wieschowski ist PR-Manager mit dem Schwerpunkt „Redaktion und Kampagnensteuerung“ in der Marketing- und PR-Abteilung der GPM. Als ausgebildeter Journalist und leidenschaftlicher Autor hat er es sich zur Aufgabe gemacht, komplexe Themen verständlich und anschaulich zu vermitteln – beispielsweise den Mehrwert von Projektmanagement für die Gesellschaft und den Alltag.


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