– 14.11.2023

Wie umfangreich ist der Anteil der Projektarbeit an der gesamten Arbeitszeit und wie hat sich dieser Anteil entwickelt?

Dieser und einigen weiteren Fragen zum Thema Projektarbeit widmete sich die zweite Studie zur Projektifizierung in Deutschland.

Im Jahr 2013 hat die GPM gemeinsam mit der EBS Universität für Wirtschaft und Recht eine Pionierstudie zur makroökonomischen Vermessung der Projektarbeit durchgeführt. In dieser Studie wurde erstmals der Anteil der Projektarbeit in einer Volkswirtschaft systematisch und umfassend, d.h. für alle Wirtschaftsbereiche und projektartenübergreifend erfasst. Das Ergebnis für das Jahr 2013 war damals 34,7%, d.h. mehr als ein Drittel der gesamten Arbeit in der deutschen Wirtschaft wurde im Rahmen von Projekten geleistet. Die Studie erfuhr auch international viel Beachtung und wurde mit der derselben Messmethode in Norwegen und Island mit ähnlichen Ergebnissen repliziert.

Fast zehn Jahre später mit vielen bedeutsamen wirtschaftlichen, politischen und technologischen Veränderungen, wurde die Studie erneut mit Bezugspunkt 2022 durchgeführt. Ziel der Wiederholungsstudie war, Veränderungen der Projektifizierung in der deutschen Wirtschaft zu erfassen. 

Dabei wurde die exakt gleiche Mess- und Aggregationsmethode verwendet wie 2013, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zwischen den Messzeitpunkten gewährleisten zu können. Aufgrund des angepassten Erhebungsdesigns wurde mit 720 Unternehmen eine größere Stichprobe zugrunde gelegt. 

Basierend auf dieser Stichprobe wurde in allen Wirtschaftsbereichen in Deutschland ein Anteil der Projektarbeit an der gesamten Arbeit von 34,5% gemessen, was einem Beitrag von 1.204 Mrd. Euro an der gesamten Bruttowertschöpfung entspricht. Im Vergleich zu 2013 hat sich damit der Anteil der Projektarbeit nicht wesentlich verändert, sondern auf einem sehr hohen Niveau verstetigt. Wenn man hierbei berücksichtigt, dass Projekte in der Regel zum Generieren von Innovationen, als Vehikel zur Umsetzung von Veränderungen innerhalb von Organisationen oder zur Schaffung von Wachstum eingesetzt werden, erscheint der gemessene Anteil der Projektarbeit außerordentlich hoch. Dabei sind Unterschiede zwischen den verschiedenen Wirtschaftsbereichen vergleichsweise moderat feststellbar. So beträgt der Anteil in den am wenigsten projektfizierten Branchen - Finanz- und Ver-sicherungsdienstleister sowie Land- und Forstwirtschaft, Fischerei - etwa 20%. In der am stärksten projektifizierten Branche, dem Baugewerbe, werden 55% der Arbeit in Projekten erbracht, obwohl dort fast die gesamte Leistungserbringung auf der Basis von Projekten erfolgt.

Trotz des konstant hohen Projektifizierungsgrades hat sich aber die Projektarbeit nicht weiter professionalisiert. Der in der Studie ebenfalls als mehrdimensionales Konstrukt gemessene „Projekterfolg“ ist gegenüber 2013 zurückgegangen. Möglicherweise ist das darauf zurückzuführen, dass immer seltener zentrale Projektorganisationen wie beispielsweise ein „Project Management Office“ implementiert werden. Dieser Anteil ist von 65% auf 50% deutlich zurückgegangen. Außerdem existieren in den wenigsten Unternehmen ausdifferenzierte Karrierepfade im Projektmanagement. Dabei lässt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen diesen beiden Aspekten und dem Projekterfolg nachweisen. 

 

EBS Universität für Wirtschaft und Recht


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