Ziele mit Wirkung: Wie OKR im Projektmanagement Orientierung schafft

Wer Projekte steuert, weiß: Ziele sind das Fundament erfolgreicher Vorhaben – und doch scheitern viele Teams an ihrer Umsetzung. Entweder werden Ziele zu vage formuliert, sie verlieren im Alltag an Relevanz oder verschwinden nach dem Kick-off schlicht aus dem Blickfeld. Besonders in komplexen, dynamischen Umgebungen ist klassische Zielarbeit oft zu starr. Es braucht ein System, das Orientierung schafft und gleichzeitig flexibel auf Veränderungen reagiert.

Objectives and Key Results – kurz OKR – ist ein Ansatz zur agilen Zielsteuerung, der ursprünglich im Silicon Valley entwickelt wurde. Statt langfristiger Jahresziele setzt OKR auf kurze, überschaubare Planungszyklen, in denen ambitionierte, qualitative Ziele (Objectives) mit messbaren Ergebnissen (Key Results) verknüpft werden. Die Methode verbindet strategisches Denken mit operativer Umsetzung und schafft so Transparenz und Verbindlichkeit.

Ziele, die motivieren – und gelebt werden

OKR will nicht nur Ziele setzen, sondern diese auch lebendig halten. In regelmäßigen Meetings wird überprüft, wie nah das Team den definierten Ergebnissen kommt – und ob Anpassungen notwendig sind. Die Methode fördert Eigenverantwortung, schafft Fokus und erhöht die Motivation. Denn wer weiß, worauf es wirklich ankommt, arbeitet zielgerichteter und engagierter.

Die häufigsten Fehler bei der Zielarbeit

In vielen Projekten sind Zieldefinitionen eher Pflichtübung als Führungsinstrument. Typische Fehler: Ziele sind zu zahlreich, nicht konkret genug oder folgen keinem übergeordneten Zweck. Zudem fehlt oft eine systematische Rückkopplung. OKR setzt hier an, indem es klare Strukturen und Feedbackschleifen vorgibt – ohne dabei den Freiheitsgrad agiler Teams einzuschränken.

Kernelemente eines OKR-Systems

Ein gut funktionierendes OKR-System basiert auf mehreren zentralen Bausteinen:

  • Objectives: Ambitionierte, richtungsweisende Ziele, die motivieren und inspirieren.
  • Key Results: Messbare, überprüfbare Resultate, die anzeigen, ob ein Objective erreicht wurde.
  • Zyklen: Feste Zeiträume (meist quartalsweise), in denen OKR-Sets geplant, verfolgt und reflektiert werden.
  • Rollen: Klare Verantwortlichkeiten im Team, z. B. OKR-Coaches oder Verantwortliche für Moderation und Dokumentation.
  • Formate: Regelmäßige Rituale wie Planning, Weekly, Review und Retrospektive, die Struktur und Transparenz fördern.

OKR im Projektkontext: Struktur für das operative Chaos

Gerade im Projektmanagement, wo Anforderungen sich rasch ändern und Teamstrukturen häufig wechseln, bietet OKR eine wertvolle Strukturhilfe. Es unterstützt die Verknüpfung von strategischer Ausrichtung und operativer Arbeit, ohne in starren Prozessen zu verharren. Gleichzeitig schafft es eine gemeinsame Sprache für Ziele – ein Aspekt, der in interdisziplinären Projektteams oft vernachlässigt wird.

Best Practices aus Wirtschaft und Verwaltung

Zahlreiche Organisationen – von Tech-Unternehmen über Behörden bis hin zu klassischen Mittelständlern – nutzen OKR heute, um ihre Strategiearbeit zu operationalisieren. Entscheidend ist dabei nicht die Größe der Organisation, sondern der Wille zur Veränderung. Gute Beispiele zeigen: Mit einem gezielten Einführungsprozess, ausreichendem Schulungsaufwand und klarem Commitment kann OKR schnell Wirkung entfalten.

Einführung von OKR: Kein Tool, sondern ein Kulturprojekt

Die Einführung von OKR ist mehr als ein methodisches Update – sie greift tief in die Arbeitskultur ein. Denn sie fordert Transparenz, Selbstverantwortung und regelmäßigen Dialog. Organisationen, die OKR einführen wollen, müssen sich daher auch mit ihrer Führungskultur, ihren Kommunikationsstrukturen und ihren Zieldefinitionen auseinandersetzen. Erst dann kann die Methode ihr volles Potenzial entfalten.

OKR und klassische Zielsysteme: Gegensatz oder Ergänzung?

OKR ersetzt nicht zwangsläufig bestehende Zielsysteme, sondern kann sie ergänzen oder weiterentwickeln. Insbesondere in projektorientierten Organisationen kann OKR helfen, strategische Zielvorgaben auf Teamebene greifbar zu machen – ohne dass der Gesamtüberblick verloren geht. Es fördert eine Kultur des Lernens, der Iteration und der aktiven Zielverfolgung.

Vorteile und Herausforderungen in der Praxis

Richtig umgesetzt, bietet OKR zahlreiche Vorteile: mehr Fokus, bessere Kommunikation, höhere Motivation und eine stärkere strategische Ausrichtung. Gleichzeitig erfordert die Methode Disziplin, klare Moderation und eine gewisse Reife im Team. Ohne diese Voraussetzungen kann OKR schnell zur bloßen Checklisten-Übung verkommen.

Fazit: OKR ist keine Wunderwaffe – aber ein starker Hebel

OKR löst nicht automatisch alle Probleme der Zielarbeit. Aber es bietet ein strukturiertes, zugleich flexibles System, das Teams hilft, sich zu fokussieren, Fortschritte sichtbar zu machen und Strategie tatsächlich umzusetzen. Wer Projekte erfolgreich steuern will, kommt an der Frage nach guter Zielarbeit nicht vorbei – und OKR liefert hier eine zeitgemäße, praxiserprobte Antwort.

 

Elisabeth Schlachter ist Wirtschaftspädagogin, Geschäftsführerin der Firma Schlachtplan GmbH und Dozentin für Organisation & Projektmanagement an der Hochschule Heilbronn. Sie präsentiert Objectives and Key Results (OKR) im Projekt als Hilfe für eine klare Ausrichtung und Struktur im schwierigen Projektalltag beim GPM Seminartag am 17. September 2025 im Vorfeld des IPMA World Congress 2025 vor.

Mit ihrem interdisziplinären Team begleitet sie Strategieprozesse und die Einführung neuer Arbeitsmethoden in Organisationen jeder Größe. Zu ihren Kunden zählen sowohl Behörden und Ministerien als auch große Unternehmen wie Porsche, Mercedes oder Radeberger. 

Sebastian Wieschowski ist PR-Manager mit dem Schwerpunkt „Redaktion und Kampagnensteuerung“ in der Marketing- und PR-Abteilung der GPM. Als ausgebildeter Journalist und leidenschaftlicher Autor hat er es sich zur Aufgabe gemacht, komplexe Themen verständlich und anschaulich zu vermitteln – beispielsweise den Mehrwert von Projektmanagement für die Gesellschaft und den Alltag.


Sebastian Wieschowski ist PR-Manager mit dem Schwerpunkt „Redaktion und Kampagnensteuerung“ in der Marketing- und PR-Abteilung der GPM. Als ausgebildeter Journalist und leidenschaftlicher Autor hat er es sich zur Aufgabe gemacht, komplexe Themen verständlich und anschaulich zu vermitteln – beispielsweise den Mehrwert von Projektmanagement für die Gesellschaft und den Alltag.


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