– 22.02.2013

Die Last mit der Last – Teil 3: Wie die Projektrealität aussehen kann und wie man Lasten richtig formuliert

In der vierteiligen Beitragsserie „Die Last mit der Last“ beschäftige ich mich mit dem Lastenheft. Hier, bei der „Geburt“ eines Projekts, legen Auftraggeber und Auftragnehmer den Grundstein für einen erfolgreichen Projektverlauf.

Alle Artikel auf einen Blick

Die Last mit der Last – Teil 1: Warum die Investition in ein ausgereiftes Lastenheft in Ihrem Projekt Geld spart

Die Last mit der Last – Teil 2: Wie eine Anforderungshierarchie für das Projekt entsteht

Die Last mit der Last – Teil 4: Beispiele für Lastenheft-Gliederungen für unterschiedliche Projekte

 

Je nach Situation muss als Auftragnehmer unter Umständen anders gehandelt werden. Drei typische Situationen sind in der Realität anzutreffen.

Situation 1

Der Auftraggeber liefert ein Lastenheft bei seiner Anfrage an den Auftragnehmer ab.

Dies soll der Auftragnehmer prüfen auf Machbarkeit, Vollständigkeit, Klarheit, Konkretheit und ggf. Projektspezifika. Danach klärt der Auftragnehmer mit dem Auftraggeber die entsprechenden Anforderungen ab und verabschiedet mit dem Auftraggeber das überarbeitete Lastenheft. 

Situation 2

Der Auftraggeber gibt kein Lastenheft ab und verweist auf die Kompetenz des Auftragnehmers. 

Laden Sie bei einer solchen Situation den Auftraggeber zu einem Lastenheft-Workshop ein und klären Sie die Anforderungen durch Fragetechnik und vermuteter Interpretation. Auf diese Weise entsteht ein erster Entwurf des Lastenhefts, das nach dem Lastenheft-Workshop noch im Detail abzurunden ist. Es gilt der Grundsatz:kein Projektstart ohne fundiertes Lastenheft

Situation 3

Der Auftraggeber bringt ein Pflichtenheft mit, in dem die technische Lösung meistens konkret dargestellt ist. 

Was tun? Steigen Sie nicht mit Vorschlägen, die das Pflichtenheft verbessern sollen, in das Gespräch mit dem Auftraggeber ein. Hier baut sich Widerstand auf, der ein sinnvolles, konstruktives Gespräch verhindert. Lassen Sie sich zunächst im Detail die technische Lösung erklären und fragen Sie dann nach den Beweggründen zur technischen Lösung. So erfahren Sie die Motive, die als Lasten frei Haus geliefert werden. So entsteht zumindest ein grobes Lastenheft, das ggf. noch zu verfeinern ist. Auf dieser Basis kann die technische Lösung dahingehend untersucht werden, ob es noch Optimierungsmöglichkeiten gibt. Durch die Versachlichung der Kommunikation lässt sich der Auftraggeber eher auf eine abgewandelte Lösung ein.

Was ist bei der Formulierung der Last zu beachten?

Zunächst formulieren Sie immer vollständige Sätze wie „wenn die Temperatur 20 Grad übersteigt, muss die Kontrolleinheit den Motor deaktivieren“. Dieses Beispiel zeigt aber auch, dass hier ein bestimmter Satzaufbau verwendet wird:

(Bedingung) Wenn die Temperatur 20 Grad übersteigt

(Anforderungswort) muss

(Subjekt - wer) die Kontrolleinheit

(Objekt - wen) den Motor

(Aktion - wie) deaktivieren

Damit wird sichergestellt, dass die Anforderung, eindeutig, redundanzfrei, verständlich, notwendig und nachweisbar ist. Nummerieren Sie die Anforderungen durch, damit diese bei Diskussionen leichter identifizierbar sind. Sie können auch die Lastenheftseite in zwei Spalten aufteilen. Links die Anforderungen wie oben dargestellt aufgelistet. Rechts kann dann später der Bezug zur technischen Lösung (Pflichtenheft) hergestellt werden.

Falls es schwierig wird, die Last zu formulieren, können Sie noch auf das zu lösende Problem zurückgehen und aus der Problemanalyse heraus, die Last zum Beschreiben angehen.

Max L. J. Wolf schreibt im GPM Blog zum Thema PM-Praxis. Er war Mitglied der Leitung der GPM Region München. Als Berater und Trainer für Projektmanagement hat er einen großen Einblick in die praktische Arbeit vieler Projekte in Deutschland. Er hat zahlreiche Artikel und Bücher z. B. zu kleinen Vorhaben, Projektmoderation und Zeitmanagement veröffentlicht.


Max L. J. Wolf schreibt im GPM Blog zum Thema PM-Praxis. Er war Mitglied der Leitung der GPM Region München. Als Berater und Trainer für Projektmanagement hat er einen großen Einblick in die praktische Arbeit vieler Projekte in Deutschland. Er hat zahlreiche Artikel und Bücher z. B. zu kleinen Vorhaben, Projektmoderation und Zeitmanagement veröffentlicht.


Kommentare

* Diese Felder sind erforderlich

Keine Kommentare